Wiederholungstäter:
Wohin nach einem anstrengenden und ereignisreichen Jahr? Wo gibt es im September / Oktober noch Badewetter? Auf Korsika waren wir letztes Jahr. Griechenland ist für 14 Tage zu aufwändig und Südspanien heißt, zu viele Kilometer fressen. Da freuen wir uns doch wieder auf unsere Lieblingsinsel und buchen die Fähre erst eine Woche vor der Abreise.
Wie und von wo man am besten nach Sardinen anreist, erfahrt ihr im Bericht „Reisetipp Sardinen Teil I“
Uns geht es dieses Jahr nicht um Sightseeing , sondern einfach nur um die Sehnsucht nach Ruhe, Sonne, Meer, Strand und gutes Essen. Sonst erwarten wir nichts. Einfach nur „Beach-Hopping“ zu unseren Lieblingsplätzen, die wir in den letzen Jahren auf Sardinien gefunden haben.


Wie immer reisen wir gemütlich zum Campingplatz am „Lago le Tamerici“ (Weiterleitung zu Google Maps) , um am nächsten frühen Morgen nur 20 min Fahrstrecke zum Hafen zu haben.





Gebucht habe ich über Moby, mit denen wir in der Vergangenheit sehr gute Erfahrungen gemacht haben. Mir ist aber nicht aufgefallen, dass die Hinfahrt mit einem Schiff von Tirrenia erfolgt.
Die Fähre “Sharden” ist das bisher schlechteste Schiff, was wir für eine Überfahrt im Mittelmeer genutzt haben. (abgesehen von den Fahrten mit der „Habib“ nach Tunesien in den 90er Jahren) Versiffte Teppiche, verstopfte Klos, keine Sitzgelegenheiten an Deck, überall abgeplatzte Farbe und man hat den Eindruck, es wird alles vom Rost zusammengehalten. Der komplette Bereich der Liegesessel riecht nach Urin. Schlussendlich funktioniert noch eine Herrentoilette für alle Passagiere.
Da benötigt es gar keinen Wellengang, dass es einem hochkommt. Das Zuklappen der Auffahrrampe benötigte 3 Anläufe, bis die Hydraulik die Verschlüsse verriegelt. Eine/n Raumpfleger/in hat die Fähre anscheinend schon länger nicht mehr gesehen. Warum lässt man ein Schiff so verkommen? Wir können nur Mutmaßen. Voller Hoffnung, dass wir für die Rückfahrt ein anderes Schiff bekommen, tuckern wir Sardinien entgegen.








Zum „Beach-Hopping“ benötigt man ein wichtiges Element: schönes Wetter. Die Sonne macht sich in der ersten Woche dieses Jahr recht rar. Es stürmt und regnet und die Wolken haben die Überhand. Und so planen wir unsere Tour nach dem Wetterbericht, der sich aber alle paar Stunden ändert. So ist das mit dem Inselwetter. Es lässt sich kaum vorhersagen. Wir trösten uns: Im gesamten Mittelmeerbereich sieht es nicht besser aus.
Wir landen in Olbia und starten durch nach in San Teodoro
Beide Campingplätze, die wir dort besuchen sind gut, aber nicht zwingend empfehlenswert. Zumindest ist das nicht, was wir suchen. Der eine trotz Nachsaison so gut wie ausgebucht und alles recht eng gestellt. Der andere recht ruhig, verfügt aber über keinen schönen Strand. Aber der Ort San Teodoro lädt zum Bummeln und Verweilen ein und gefällt uns sehr gut.

Etwas weiter südlich liegt der Camping Ermosa (Weiterleitung Google Maps), den wir schon öfters besuchten. Die Duschräume hatten schon bessere Zeiten. In zwei Tagen schließt er und geht in den Winterschlaf. Die Restauration mit der leckeren Pizza hat leider schon geschlossen. Es herrscht eine ruhige angenehme Stimmung, obwohl er auch noch recht gut besucht ist.

Über eine Brücke gelangt man zum schönen Strand. Auch die Strandbar räumt schon die Stühle und Schirme weg.


Auf Empfehlung des Campingplatzbetreibers kann man fußläufig die Pizzeria “ Marco & Caterina“ in Posada erreichen. Dort erleben wir ein tolles Abendessen.




Nach einer unruhigen stürmischen Nacht geht es weiter an einen unserer Lieblingsplätze: Der Strand Su Barone.

Allerdings geht es dieses Jahr nicht weiter, weil die Zufahrt wegen Brückenarbeiten gesperrt ist. Aber wir finden in der Nähe schnell eine Alternative. Weitere Daten zum Strand gibt es im Bericht 9 Tipps zur Sardinien „Highligt-Tour“

Aber wir finden in der Nähe schnell eine Alternative. Einen traumhaften Stellplatz, direkt am Strand. Hier fühlen wir uns einige Zeit wie Robinson Crusoe.






Nachts kommt plötzlich Polizei-Besuch mit Blaulicht. Allerdings gilt der Einsatz nicht uns, sondern anscheindend Jugendlichen, die in einiger Entfernung ein Feuer entfacht haben. Da verstehen die Sarden nach wie vor keinen Spaß. Ein Grund, warum ich meine Feuerschale schon lange Jahre zu Hause lasse, wenn ich in die Mittelmeerländer fahre. Jedes Jahr entstehen hier horrende Waldbrände, u. a. wegen unvorsichtigen Touristen. Fährt man quer über die Insel, sieht man überall verbrannte Wälder. Die Natur versucht sich mühsam das Land zurückzuerobern.
Die Aktion zeigt mir:
Freistehen in der Nachsaison wird manchmal geduldet. Sonst hätte man uns ja auch verjagt. Aber Feuer machen ist ein No-Go. Das sollte man zwingend akzeptieren und befolgen.
Allerdings erzählt mir eine Standnachbarin von einem beliebten, illegalen Stellplatz an der Westküste, an dem jeden Abend die Polizei Patrouille fährt und von jedem Camper 84.- € Strafe kassiert. Es wird also von jeder Kommune und von jedem Polizisten anders gehandhabt. Letztendlich gilt wie fast überall in Europa: Freistehen ist verboten! Man kann nicht pauschal behaupten, dass es in der Nachsaison geduldet wird. Das wäre falsch. Wenn man nicht erwischt oder geduldet wird, hat man Glück. Wenn es dumm läuft, muss man zahlen und sollte sich nicht beschweren.
Weiter geht’s zu einem Agritourismo namens „Nuraghe Mannu“. Ein Bauernhof mit Ziegen und Schweinezucht. (Weiterleitung zu Google Maps)
Eine Anmeldung ist anscheinend gewünscht und zum Abendessen sinnvoll.

Ein superruhiger Stellplatz mit teilweisem Mehrblick aus 200 Meter Höhe. Nur der Esel weckt einen am Morgen. Ansonsten: Absolute Stille.

Das Waschhaus ist für alle Geschlechter geöffnet und sehr rudimentär.
Ganz in der Nähe befindet sich die Nuraghen und Römer-Siedlung Mannu, die eine fantastischen Ausblick auf die östliche Felsküste bietet. Der Wermutstropfen sind die 4 Euro Eintritt pro Person, um ein paar aufgeschichtete Steine zu besichtigen. In 5 Minuten hat man alles gesehen. Ein Führer, der die Geschichte und Bauwerke erläutert, wäre sinnvoll. (Kann man extra buchen) Die kleine Anlage hat nur zu bestimmten Zeiten geöffnet. (Weiterleitung zu Google Maps)
Wer sich für die Nuraghen – den Ureinwohner Sardiniens – interessiert, sollte die große Anlage Su Nuraxi bei Barumini ( Weiterleitung Google Maps) im Landesinneren nicht verpassen.

Ein Highlight ist dann das Abendessen auf diesem Bauernhof.
Hier wird nicht gefragt, was man möchte. Es wird gegessen, was auf den Tisch kommt! Jeder Tisch bekommt eine Flasche Rotwein und man trinkt Wasser aus Plastikbecher.

Und dann geht’s los:
Schinken, Salami, Käse, Gemüse, Leber, Pasta, Wildschwein, Salat, Spanferkel vom Grill, Nachtisch, Obst, Espresso und ganz zum Schluss ein Verdauungsschnaps
Insgesamt zweieinhalb Stunden dauert das Abendessen. Alles sehr rustikal aber wir mögen es so und finden es ein schönes Erlebnis.
In der Nähe liegt der beliebte Strand Cala Fuili. Vor Jahren haben wir schon mal einen Anlauf genommen den Strand zu besuchen, was aber aufgrund der Menschenmassen scheiterte. (9 Tipps zur Sardinien Highlight-Tour) Auch in der jetzigen Nach-Nach Saison ist er immer noch recht gut gefüllt. Wahrscheinlich, weil er gut mit dem Auto erreichbar ist. Für die naheliegenden, aber noch schöner gelegenen Strände Cala Sisine, Cala Luna oder Cala Goloritze usw. muss man schon mehr Aufwand betreiben, um dort hinzugelangen. Das schreckt sicher die meisten Touristen ab. Man liegt am Cala Fuili auf dicken Kieselsteinen und ohne Badeschuhe macht es wenig Spaß ins Wasser zu gehen. Dafür gibt es aber super klares Wasser. Zeitgleich sind die Felswände, die am Strand emporsteigen, ein Kletterparadies.


(Siehe Bericht:Reisetipp Sardinien Teil V)

Das immer noch wechselhafte, mäßige Wetter nutzen wir zur Überfahrt an die Westküste. Ab dem Wochenende soll das Wetter stabiler werden.

Wie immer führt uns der Weg zu unserem Lieblingsplatz Serrano Montemuras direkt am Meer gelegen. Leider lebt der ältere Herr nicht mehr, der Abends mit seinem kleinen, alten Geländewagen seine Runde drehte und die Standgebühr abkassierte. Sein Schwiegersohn macht nun weiter und hat auch prompt die Dusche und das WC renoviert. Der kilometerlange Strand ist rau und naturbelassen. Es gibt in der Nähe keine Einkaufsmöglichkeiten, deshalb sollte man etwas vorsorgen, bevor man sich auf den Weg macht. Hier verbringen wir unbeschwerte Tage und genießen die Ruhe und die stürmische See. Allerdings hat der Sturm wieder Massen an Seegras angeschwemmt. Den Kitesurfern ist es egal.






An der Westküste erlebt man jeden Abend die herrlichsten Sonnenuntergänge.

Weiter geht über die traumhafte Küstenstraße SP 105 über Bosa es nach Alghero. Eine wundervolle Altstadt lädt zum Flanieren, Essen und Shoppen ein. Der etwas abgelegene Campingplatz Camping Village Laguna Blue (Weiterleitung zu Google Maps) ist touristisch voll erschlossen und auch noch gut besucht.

Ein Abend in der Zivilisation reichen uns und so geht es am nächsten Tag nach Palau. Ab hier geht circa jede Stunde eine kleine Fähre nach La Maddalena. Eine kleine vorgelagerte Insel mit traumhaften Stränden.
Unterwegs werden die Vorräte aufgefüllt, denn die Restauration am Campingplatz ist bereits geschlossen und auch der Platz selbst schließt in Kürze. Hier bleiben wir ein paar Tage und genießen die fast leeren Traumstrände. Anscheinend scheuen viele Camper den Aufwand zur Insel Maddalena zu fahren, denn der einzige (?) Campingplatz der Insel ( Camping Village Abbatoggia) zeigt noch Lücken und wir haben die Strände fast für uns alleine. Oder liegt es am schlechten Wetter, was hier die letzten Wochen geherrscht hat? Im Bericht Reisetipp Sardinien Teil II gibt es weitere Infos zur Insel La Maddalena















Dann heißt es Abschied nehmen und wieder nach Olbia fahren, wo am Abend unsere Fähre ablegt. Doch zuerst noch ein kleiner Bummel durch die schöne Hafenstadt Maddalena und ein letztes Abendessen in Olbia.




In Olbia am Hafen, werde ich zum ersten mal seit ich denken kann vom Zoll aus dem Verkehr gezogen. 5 Beamten diskutieren und gestikulieren an meinem Fernweh-Mobil herum. Schnell merke ich, dass es nicht um Drogen, Bomben oder den Transport von Flüchtlingen geht. Sie wollen gerne Mal so eine Kabine von innen bestaunen. Und dann beginnt die Verkaufsveranstaltung , die von den begeisterten Zollbeamten mit erstaunten „Aaahs“ und „Ooohs“ belohnt wird. Ich erkläre in meinem schlechten Englisch alle Vorzüge und Details des Fernweh-Mobils. Zum Schluss bedanken sich alle Beamten, stehen in einer Reihe und winken uns freundlich zum Abschied. Eine schöne, lustige Anekdote unserer Reise.


Die Rückreise mit der Moby Aki, hat die bescheidene Hinreise mit Terrienia wieder gut gemacht. Alles so wie wir es seit Jahren gewohnt sind. Die tolle, saubere Fähre sorgt für einen Hauch von Kreuzfahrt-Stimmung und eine angenehme Überfahrt.
Aber eines muss man noch erwähnen: Wo wir vor wenigen Jahren noch die Plätze in der Nachsaison für uns alleine hatten, muss man sie sich jetzt mit vielen Kastenwagen und Wohnmobilen teilen. (Die Pickup Camper Quote liegt anscheinend immer noch unter 0,01 %). Wir Campertouristen sind mehr geworden, das merkt man deutlich. Und mir wird bange, wenn ich die Zulassungsstatistiken sehe. Es wird enger in den nächsten Jahren und bedarf vermehrt gegenseitige Rücksichtnahme. Das vermisse ich leider etwas und kenne ich aus alten Zeiten etwas anders. Aber das ist anscheinend der Lauf der Zeit. Wir haben aber in diesem Urlaub auch tolle Menschen kennengelernt. (Einen Gruß von hier aus an Sandra und Timo, an die Kastenwagenfahrer und Freunde von Tobias in Is Rutas und die Offroader auf La Maddalena)
Selbst im Oktober, als die meisten Campingplätze sonst schon lange zu hatten, sind manche heute noch voll besetzt. Man muss nun etwas länger an einem schönen Plätzchen suchen. Und manchmal kommt dann die Geländegängigkeit unseres Pickup Campers zum Tragen. Denn es gibt sie noch, die tollen Plätze. Abseits des Massentourismus. Man hat dann halt nur den zweitschönsten Strand in Sardinien. Aber der ist immer noch wundervoll
