
Im Juni 2022 auf der Abenteuer und Allrad in Bad Kissingen haben wir uns zum ersten Mal persönlich kennengelernt. Dagmar und Oliver von „Goneforadrive.“
Die Beiden reisen zusammen mit „Ramon El Caracol“ (ja ihr Fahrzeug heißt so!) einem Ford Ranger, Baujahr 2011, mit einer Ortec Minicamp Kabine um die Welt. Nicht nur ein bisschen durch Europa, sondern richtig entfernte Touren, wie zum Beispiel durch Zentralasien in die Mongolei oder durch den Mittleren Osten nach Ostafrika. So zumindestens der Plan…
Im Juli 2019 habe ich ein Interview mit tollen Bildern mit den Beiden über ihre Reisen geführt.

Wer das Interview noch nicht kennt, sollte es vielleicht vorab lesen, bevor es jetzt mit dem spannenden Update weitergeht. (Interview, Dagmar und Olli)
Im April 2020 erhielt ich dann die Nachricht, dass Corona Ihnen einen Strich durch die Reiseführung gemacht hat und die beiden in Saud-Arabien gestrandet sind. Zu dem Zeitpunkt war es völlig unklar, wie es weitergeht.
Und den unfassbaren 2. Teil der Reise könnt ihr jetzt hier lesen.
Wer mehr Details und Informationen zu den Reisen von Dagmar und Olli haben möchte, findet diese auf dem aufwändig, schön gestalteten Reiseblog „Goneforadrive“ (Weiterleitung zum Blog)
Viel Spaß !
Gestrandet in Saudi-Arabien – die Rückholung unseres Autos
Es ist der 23.4.2020. Unser Auto steht einer Halle in Jeddah, Saudi-Arabien und wir gehen an Bord eines Flugzeugs nach Wien, das von der österreichischen Botschaft organisiert worden war, um die letzten im Land verbliebenen Expats nach Hause zu holen. Seit einigen Wochen herrscht wegen der Coronapandemie ein weltweiter Ausnahmezustand, alles kommt zum Erliegen. Auch unsere Reise, die uns von hier über das Rote Meer in den Sudan und die afrikanische Ostküste bis nach Südafrika führen sollte. Doch wie viele andere stranden wir und geben auf – vorläufig, wie wir meinen – fliegen nach Hause, lassen unser Auto im Land. Ein Fehler, wie sich zeigen sollte. In ein paar Monaten, wenn alles vorüber ist, kommen wir zurück und fahren weiter – denken wir.

Der Anfang vom Ende
Als uns Roger im Juli 2019 für wohnkabinen.online interviewte, waren wir gerade in Kasachstan und freuten uns auf die letzten Abschnitte unserer Reise: das russische Altaigebirge, die Mongolei und die 6.000 Kilometer lange Fahrt quer durch Russland zurück nach Europa. Gleichzeitig planten wir eine Fortsetzung. Nach unserer Rückkehr wollten wir unserem Auto in Deutschland ein neues Fahrwerk spendieren, die Bettkonstruktion im Alkoven überarbeiten, eine neue Versorgerbatterie einbauen, die Kabinenisolierung an ein paar Stellen nacharbeiten, Moskitonetze flicken und neue Reifen aufziehen. Damit fühlten wir uns für die Reise durch Afrika gut vorbereitet. Die Route hatten wir über den Mittleren Osten geplant. Uns reizte die Möglichkeit, Saudi-Arabien zu bereisen, welches sich nur wenige Monate zuvor für touristische Aufenthalte geöffnet hatte.
Im Februar 2020 gingen wir in Italien zusammen mit unserem Fahrzeug an Bord eines Frachtschiffs nach Israel. Von dort führte die Fahrt nach Jordanien, wo sich schon nach wenigen Tagen die Lage zuspitzte. Man hörte von ersten Grenzschließungen und so verzichteten wir auf unseren zweiten Tag in Petra und hetzten über die Grenze nach Saudi-Arabien. Dort hatten wir immerhin drei Monate Aufenthaltsdauer, deutlich besser als 30 Tage in Jordanien. In drei Monaten sollte sich die Lage wieder entspannt haben – dachten wir.
Sie entspannte sich nicht. Auch in Saudi-Arabien wurde unsere Bewegungsfreiheit zusehends eingeschränkt und so entschieden wir, nach Hause zurückzukehren. Dort würden wir die Zeit bis zur Weiterreise besser nutzen und die Reisekasse etwas füllen können.

Zurück nach Deutschland
Mit diesen Gedanken lassen wir unser Auto in Saudi-Arabien zurück. Dank eines Facebook-Kontakts zu einer saudischen Industriellen-Familie steht es dort in einer klimatisierten Halle, in der sie ihre eigenen Fahrzeuge unterstellen.
Wir können es nicht oft genug betonen: die bedingungslose Hilfsbereitschaft und Großzügigkeit der Saudis schlägt alles, was wir bisher erlebt haben.
Wir sind unendlich dankbar für die Hilfe, die wir erhalten haben.
Dagmar und Olli
In Deutschland suchen wir ein möbliertes Zimmer zur Untermiete. So können wir schnell reagieren und wieder abreisen, sobald es die Situation zulassen sollte. Unsere eingelagerten Möbel und Kleidungsstücke belassen wir an Ort und Stelle. Wir möchten uns nicht für längere Zeit niederlassen, sondern sitzen auf gepackten Koffern.
Die Monate gehen ins Land. Es zeigt sich, dass unser Optimismus fehl am Platz ist, von Entspannung keine Spur. Und so beschließen wir widerwillig, wieder sesshaft zu werden, finden Jobs und eine Wohnung – der Alltag hält Einzug.
Die Zollproblematik
Doch die ganze Zeit nagt die Drohung durch den Zoll an uns. Mittlerweile ist es Januar 2021 und unser Fahrzeug befindet sich seit über zehn Monaten in Saudi-Arabien. Erlaubt sind drei. Bleibt es länger im Land, muss es importiert werden, wobei Zollgebühren und Steuern anfallen. Wird der Verbleib im Land nicht rechtzeitig gemeldet, können zusätzlich Strafzölle verhängt werden. Im schlimmsten Fall droht eine Beschlagnahmung. Wir wären nicht die ersten Overlander, die ihr Fahrzeug an den Zoll verlieren.
Vor unserem Heimflug hatten wir über den saudischen Zoll und die Tourismusbehörde sowie die deutsche Botschaft versucht, unsere besondere Situation zu klären. Leider ohne Erfolg. Keine der kontaktierten Behörden hat auf unsere Anfragen reagiert.

Die Rückholung beginnt
Wir sollten also besser schnell handeln und das Auto aus dieser ungewissen Situation befreien. Noch immer können wir nicht selbst ins Land und benötigen Hilfe vor Ort. Richard, ein deutscher Ingenieur, der seit Jahren in Saudi-Arabien lebt und arbeitet, steht den Saudis in seiner Hilfsbereitschaft in nichts nach. Auch ihm sind wir enorm dankbar. Er richtet die Autos (unseres und das von Freunden, mit denen wir gemeinsam nach einer Lösung suchen) für eine RoRo (=Roll on Roll off) Verschiffung vor. Alles aus unserer Fahrerkabine kommt nach hinten in die Wohnkabine und muss dort sicher verstaut werden, um auch bei stürmischer See keinen Schaden anzurichten. In der Fahrerkabine darf nichts von Wert verbleiben. Die Gefahr, dass Gegenstände gestohlen werden, ist ansonsten bei einer RoRo Verschiffung sehr hoch. Das Fahrzeug bleibt die ganze Zeit unverschlossen, da es von Reederei- und Hafenmitarbeitern an und von Bord gefahren wird. Somit besteht jederzeit bequem Zugang.
Viele Kleinigkeiten müssen beachtet werden. Zum Beispiel muss der Schlüssel der Wohnkabine für die Zollinspektion, die stattfindet, bevor das Auto an Bord des Schiffes gefahren wird, griffbereit bleiben. Danach darf er keinesfalls mit ins Fahrzeug, um ein einfaches Öffnen der Kabine zu verhindern. Am Ankunftshafen allerdings muss wieder ein Schlüssel für die dortige Zollinspektion verfügbar sein, da ansonsten das Auto aufgebrochen wird.
Der erste Versuch
Noch in Saudi-Arabien hatten wir Kontakt zu einem Verschiffungsagenten hergestellt, von dem wir ein Angebot zu einem akzeptablen Preis für eine RoRo-Verschiffung erhalten. Eine gemeinsame Verschiffung beider Fahrzeuge in einem 40-Fuß High Cube Container wäre uns deutlich lieber, doch laut unserem Agenten lässt der saudische Zoll eine gemeinsame Fracht mehrerer Besitzer in einem Container nicht zu. Eigentlich ein weltweit übliches Vorgehen.
Alles ist vorbereitet, sämtliche Papiere liegen dem Agenten und den saudischen Behörden vor. Inzwischen ist es April und unser Auto ist seit über einem Jahr im Land. Auch ein Termin für die Verschiffung nach Deutschland steht. Richard ist bereit, die Fahrzeuge für die Übergabe an die Reederei zum Hafen zu bringen. Da schreibt uns der Agent: „Ich kann Ihnen nicht garantieren, dass mein Mann vom Zoll Dienst haben wird. Eventuell klappt die Verschiffung zu diesem Termin nicht und wir müssen auf das nächste Schiff warten.“
Das ist uns zu unsicher. Mit der RoRo Verschiffung waren wir schon nicht glücklich, weil sie über einige Zwischenhäfen geführt hätte, was das Risiko von Diebstählen nochmals erhöht. Und nun anscheinend eine Bestechung, deren Ausgang nicht sichergestellt ist – das möchten wir nicht riskieren und sagen ab.

Alles auf null
Also von vorne. Mit einer Verschiffungsagentur, die Büros in Dubai und Deutschland betreibt, standen wir bereits im Austausch. Leider hat sie keine direkten Kontakte nach Saudi-Arabien, weshalb zusätzlich ein lokaler Partner involviert wird. Dieses Mal soll alles seine Ordnung haben und wir versuchen, eine offizielle Zollvollmacht auszustellen, mit der der Partner in unserem Namen handeln darf. Das geht überraschend unbürokratisch online. Nur besteht der saudische Zoll bedauerlicherweise darauf, dass wir für die Aktivierung persönlich vor Ort sein müssten.
Wäre eine Reise nach Saudi-Arabien möglich, dann bräuchten wir keine Vollmacht. Das sieht auch unser lokaler Ansprechpartner so und schlägt vor, dass eine saudische Botschaft in Deutschland die Freischaltung vornehmen könne. Weitere Wochen ergebnisloser E-Mails und Telefonate folgen. Die Botschaft weiß verständlicherweise nicht, was wir möchten. Mit Zollangelegenheiten haben die Mitarbeiter dort nichts zu tun und der Zoll beharrt auf unser persönliches Erscheinen.
Der erste Durchbruch
Hilfe erhalten wir Ende Mai über Elisabeth, einer Reisefreundin, die im Gegensatz zu uns die gesamte Zeit in Saudi-Arabien blieb und einige einflussreiche Persönlichkeiten kennengelernt hat. Nachdem sich einer ihrer Kontakte der Sache annimmt und mit allen Beteiligten telefoniert erhalten wir nur einen Tag später eine Nachricht unseres saudischen Agenten: „Ich war heute mit euren Passkopien beim Zoll und ich weiß nicht warum, aber sie haben ohne zu murren die Vollmacht aktiviert.“
Damit ist ein wesentlicher Schritt nach vorne gelungen. Die administrativen Formalitäten können nun sauber geregelt werden. Jetzt benötigen wir nur noch eine Schiffspassage.
RoRo oder Container
Um das Diebstahlrisiko und die Kosten zu minimieren, versuchen wir weiter, beide Fahrzeuge in einem gemeinsamen Container zu verschiffen. Der saudische Agent vermisst die Fahrzeuge und behauptet: „Sie passen nicht.“ Eine Ausrede. Es ist zwar knapp, aber wir wissen, dass der Platz ausreicht. Ein weiterer Monat vergeht, bis wir endlich ein Angebot erhalten. Mittlerweile ist es Ende Juni und unser Auto ist seit 16 Monaten in Saudi-Arabien.
RoRo-Schiffe (von englisch Roll on Roll off) sind Schiffe, die bewegliche Güter im RoRo-Verfahren transportieren. Dies bedeutet, dass die Ladung auf das Schiff gefahren wird.
Wikipedia
Preisexplosion
Endlich erhalten wir ein Angebot: RoRo für 3.800 US-Dollar oder 3.740 Euro in einem eigenen 40-Fuß Container. Seit Monaten steigen die Preise in der internationalen Cargo-Schifffahrt. Steigerungen von bis zu 400 % werden notiert. Die Reedereien scheinen trotz langer Staus der Schiffe vor geschlossenen chinesischen Häfen zu den Gewinnern der Pandemie zu gehören. Maersk beispielsweise verzeichnete 2020 ein Umsatzplus von 2,2 % und eine Steigerung des operativen Gewinns um 44 % auf 8,2 Milliarden US-Dollar.

Die ersten Angebote, die wir erhalten hatten, lagen noch bei etwa 2.300 Dollar für ein Fahrzeug. Wir haben keine Wahl und bestätigen das Angebot für die Container-Verschiffung. Nun ist die Reederei am Zug. Von ihr muss die Buchung ebenfalls bestätigt werden. Nach weiteren vier Wochen erhalten eine Absage: es gäbe keinen Platz mehr, wir sollten Mitte August nach Möglichkeiten im September anfragen. Außerdem wären die Preise weiter gestiegen.
Und zwar kräftig, wie wir zwei Wochen später erfahren. Das nächste Angebot beläuft sich auf 9.400 Dollar pro Container, indiskutabel für uns.
Eine neue Alternative?
Wir glauben nicht, dass es eine realistische Option ist, aber uns kommt der Gedanke, die Fahrzeuge per Autotransporter von Jeddah nach Dubai bringen zu lassen. Von dort kann unsere Verschiffungsagentur weiterhin zuverlässig Passagen zu noch akzeptablen Preisen anbieten. Auch ein Container kann ohne Schwierigkeiten geteilt werden.
Da länderübergreifender Warenverkehr meist noch möglich ist, könnten Tieflader mit Fahrzeugen die Grenze theoretisch passieren. Doch was würde es für den Grenzübertritt bedeuten, wenn wir als Fahrzeugbesitzer nicht dabei sind? Schwer vorstellbar, dass Autos einfach so außer Landes gebracht werden können.
Ohne einflussreiche Hilfe wird das garantiert nicht funktionieren. Und wieder erhalten wir sie unerwartet und ohne jegliche Bedingung. Unsere Freunde, die in der gleichen Situation stecken, hatten den Kontakt zu einem Emirati erhalten, den sie im Verlauf ihrer Reise besuchen wollten. Als er von unserer Situation erfährt, schlägt er selbst vor, einen Transport der Fahrzeuge nach Dubai zu prüfen. Schon kurze Zeit später erhalten wir erste positive Signale. Er denkt, dass es möglich sein sollte, auch ohne, dass wir vor Ort sind, muss aber noch über einige Kontakte die Details und das genaue Vorgehen klären.
Alles auf eine Karte
Noch kann uns kein Angebot für eine Verschiffung ab Dubai gemacht werden, da die Reedereien monatlich neue Erhöhungen vornehmen und die Einkaufspreise unseres Agenten nicht gesichert sind. Trotz etwa 1.000 Euro zusätzlichen Kosten für den Transport über Land nach Dubai kann die Verschiffung von dort jedoch kaum teurer werden als das letzte Angebot aus Jeddah. Zudem wären wir eine große Sorge los, sollte es gelingen, die Autos in die Vereinigten Arabischen Emirate zu bringen. Sie wären aus dem Gebiet des saudischen Zolls und wir hätten ein paar Monate gewonnen, während der sie regulär ohne die Gefahr von Strafzahlungen oder Beschlagnahmung untergestellt werden könnten. Also setzen wir alles auf eine Karte und versuchen, diesen Plan in die Tat umzusetzen.

Neues Carnet de Passage
Für den Grenzübertritt in die VAE benötigen wir ein neues Carnet de Passage. Das für die ursprünglich geplante Reise vorgesehene war lange abgelaufen. Also füllen wir die Anträge aus, überweisen die Gebühren und senden alles per E-Mail an den ADAC. Außerdem schicken wir ihnen unseren Fahrzeugschein, damit er der Sendung nach Saudi-Arabien beigelegt werden kann. Er wird im Original für den Grenzübertritt benötigt. Nur fünf Tage später sind alle Dokumente in Saudi-Arabien angekommen. Die Papiere lassen wir ins Cockpit der Fahrzeuge legen, damit die Fahrer der Transporter sie beim Grenzübertritt zur Hand haben.
Das Carnet de Passages en Douanes (auch Carnet de passage, Triptik oder Triptyk) ist ein Zollpassierscheinheft für die vorübergehende Verwendung von Beförderungsmitteln im Ausland und wird von zahlreichen Ländern bei der Einreise mit Kraft- oder Wasserfahrzeug verlangt, um das Fahrzeug vorübergehend zollfrei einführen zu können
Wikipedia
Einen sehr gut recherchierten Beitrag über das „Carnet de Passages“ erklären Sabine und Burkhard Koch von der „Pistenkuh“ auf ihrer Seite. Den Beitrag findet ihr hier. (Weiterleitung Pistenkuh.de)
Alle verfügbaren Dokumente sowie Fotos der Fahrzeuge senden wir ebenfalls per WhatsApp an unseren Kontakt in Dubai, der im Hintergrund etliche Fäden zieht, um das Unmögliche möglich zu machen. Und so langsam kommt Bewegung in die Sache.
Es geht voran
Am 30. August erhalten wir ein Angebot für eine Verschiffung im September ab Dubai nach Bremerhaven in einem geteilten Open Top-Container. Dank einer Sondervereinbarung unserer Agentur mit der Reederei für 7.700 Dollar für beide Fahrzeuge inklusive aller Hafengebühren. Andere Reedereien sind zu diesem Zeitpunkt bereits deutlich teurer. Damit belaufen sich die Gesamtkosten inklusive Transport von Jeddah nach Dubai auf unter 5.000 Euro je Fahrzeug, für uns die magische Schwelle, ab der der Schmerz zu groß wird.
Open Top Container haben eine offene Oberseite, die von einer Plane anstelle eines festen Daches abgedeckt wird. Dadurch können übergroße Güter wie Holz und Altmetall von oben geladen werden
Quelle: dsv.com
Die Herausforderung ist nun, die Autos rechtzeitig nach Dubai zu bekommen. Noch ist nicht sicher, ob der Grenzübergang ohne uns gelingen kann. Unser Helfer in Dubai wartet noch auf Bestätigungen seiner Kontakte.
Am 31. August erfahren wir, dass der Fahrer, über den der Transport unserer Fahrzeuge organisiert werden sollte, nicht zur Verfügung steht. Er ist für einen anderen Auftrag in Jordanien und wird nicht rechtzeitig zurück sein, verspricht aber, nach vertrauenswürdigen Kollegen zu suchen.
Am 7. September erreicht uns eine Rückfrage des saudischen Zolls: „Was ist in der Kiste des Autos?“ Wir vermuten, dass unsere Wohnkabine gemeint ist und senden Fotos des Innenraums. Es kommen keine Fragen mehr, also weiter im Plan.
Am 9. September sind andere Fahrer gefunden, die unsere Fahrzeuge bereits zwei Tage später in Jeddah abholen sollen.
Am 12. September früh morgens: der Transportversuch am Vorabend wurde abgebrochen, weil der Anhänger für das Fahrzeug unserer Freunde deutlich zu klein war. Heute soll ein neuer Versuch mit größerem Anhänger stattfinden.

Der funktioniert und gegen Mittag treten zwei Transporter mit unseren Autos die 2.000 Kilometer lange Reise quer durch die Wüste an. Sofort informieren wir die Agentur in Dubai, dass in etwa drei Tagen mit der Ankunft unserer Fahrzeuge zu rechnen ist, sofern an der Grenze alles gut geht.

Der Grenzübertritt
Bis 17 Uhr des Folgetags haben die Transporter knappe 1.400 Kilometer hinter sich gebracht, zur Grenze fehlen noch 90 Kilometer. Der Übertritt ist für den 14. September geplant.
Um 9 Uhr klingelt unser Telefon, es ist unser Helfer aus Dubai. An der Grenze wird eine von uns unterzeichnete Auftragsbestätigung für den Transport verlangt. Nichts, was sich nicht über WhatsApp lösen lassen würde. Schnell ist ein entsprechendes Dokument aufgesetzt, fotografiert und an den Fahrer gesendet. Es ist immer wieder überraschend, wie pragmatisch, trotz aller Bürokratie, manche Situationen gelöst werden. Wir würden gerne einmal – nur um die Reaktion zu erleben – einem deutschen Zollbeamten vorschlagen, wir könnten ihm ein gefordertes Dokument per WhatsApp zukommen lassen.
Fünf Stunden hören wir nichts mehr. Wir sitzen auf glühenden Kohlen, jetzt wird sich entscheiden, wie gut unsere Beziehungen wirklich sind. Um 15:30 Uhr erreicht uns die nächste Nachricht: Die Ausreise aus Saudi-Arabien ist geschafft. Der Zoll hat die Fahrzeuge ohne Strafzahlungen durchgelassen, obwohl sie eineinhalb Jahre im Land waren. Jetzt folgt der leichtere Teil, die Formalitäten für die Einreise in die VAE sollen etwa drei bis vier Stunden dauern.
Um 20:30 Uhr dann die Erfolgsmeldung: die Fahrzeuge sind in den Emiraten! Die Fahrer werden noch eine Stunde weiterfahren, dann etwas schlafen und die Autos am nächsten Tag bei unserer Verschiffungsfirma anliefern.

Die Verschiffung
Das nächste Schiff soll am 28. September auslaufen. Es wird 30 Tage unterwegs sein, bis es in Bremerhaven eintrifft. Kurz darauf erhalten wir die Bestätigung, dass wir auf diese Passage gebucht sind und am 22. September wird der Container beladen.

Alles läuft glatt, auch das Umladen in Ägypten, wo noch einmal das Schiff gewechselt werden muss.
Am 26. Oktober 2021 erreicht der Container mit unserem Fahrzeug deutschen Boden. Anfang Februar 2020 waren wir zusammen in Italien an Bord eines Frachtschiffes nach Israel gegangen. Nach nicht einmal drei Monaten, am 23. April 2020, waren wir wieder zurück in Deutschland und nun, über 18 Monate später, ist es uns endlich gelungen, auch unser geliebtes Reisegefährt wieder nach Hause zu holen.

In einer Hafenhalle stehen wir ihm zum ersten Mal wieder gegenüber. Es ist unvorstellbar verdreckt, aber ansonsten unversehrt. Nach einem Tausch der Starterbatterie springt es problemlos an und fährt, ohne zu murren, die 500 Kilometer nach Hause.

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Auch die letzte Zollkontrolle bei der Ausfahrt aus dem Hafengelände verläuft ohne besondere Vorkommnisse. Unser Carnet wird gestempelt, damit wir die Rückkehr des Fahrzeugs in die EU nachweisen und unsere Kaution zurückerhalten können.
Und jetzt?
Die große Reise ist vorbei. Der zweite Teil verlief vollkommen anders als geplant. Rückblickend wären wir natürlich gar nicht losgefahren, hätten wir gewusst, was uns erwartet. Dennoch sind wir mit einem blauen Auge davongekommen und unendlich dankbar für die enorme Unterstützung und Hilfe, ohne die unsere Rückholaktion niemals erfolgreich verlaufen wäre.

Jetzt müssen wir erst einmal Geld verdienen und lernen, wieder mit einem Jahresurlaub zufrieden zu sein. Gar nicht so einfach nach so einer langen Zeit unterwegs. Aber wir kennen uns – irgendwann werden wir nicht mehr stillsitzen können und wieder aufbrechen. Wir freuen uns schon jetzt darauf.
Vielen Dank für den spannenden Bericht an Olli und Dagmar! Weitere Details zu den Reisen findet ihr auf Ihrem Blog: