Wo ist das?

Das ist gefühlt wohl die am häufigsten gestellte Frage in den Facebook und Instagram Gruppen denen ich folge. Immer wieder sieht man Wohnkabinen und Pickup Camper auf den schönsten Stellplätzen direkt am Meer, inklusive dramatischem Sonnenuntergang.

Solche Plätze sind rar und oft muss man einige Mühen und Strapazen in Kauf nehmen bis man sie gefunden hat.

Ein Beitrag von pickup_camper_unterwegs hat mich inspiriert diesen Artikel zu schreiben. Sebastian Siegert reist mit seiner Nordstar Kabine durch Europa. Der kleine Beitrag, den er vor ein paar Wochen veröffentlicht hat, trifft genau das Problem der Zeit. Er handelt über die Frage, ob man bei Facebook und Co seinen „Geheimtipp“ mit Koordinaten bekannt gibt oder diesen lieber für sich behält. Den Facebook Eintrag mit Sebastian über seinen Touren und tollen Fotos, findet ihr demnächst in einem Interview auf wohnkabinen.online .

Beim Schreiben meiner Reiseberichte bin ich oft hin und hergerissen. Soll ich den tollen Stellplatz auf meiner Homepage mit Koordinaten präsentieren oder behalte ich ihn lieber für mich? Aber ist das nicht gerade der Sinn von Facebook Gruppen, Foren, Instagram usw., Tipps und Stellplätze untereinander auszutauschen? Und ich bin doch selbst froh, wenn ich einen „Geheimtipp“ über einen tollen Stellplatz oder Track von einem anderen Reisenden bekomme.

Wir machen das kaputt, wonach wir uns alle sehnen

Was passiert, wenn man einen „Geheimtipp“ ins Netz stellt? Wenn es ganz dumm läuft, bekommt das Ganze eine eigene Dynamik und erreicht durch Teilen und Liken unzählige Menschen. Es gibt Gruppen, wie zum Beispiel „die Dachzeltnomaden“ die alleine fast 30000 Mitglieder bei Facebook haben und mein Provider hat mir dieser Tage gratuliert, dass der 100000.ste Besucher meine Seite gefunden hat! Das heißt (theoretisch) kennen jetzt 100000 Reiseinteressierte meinen veröffentlichten „Geheimtipp“. Sollten nur 1% der Leser meinen Tipp beherzigen, so wären das 1000 Reisende. Da die meisten nur von Mai bis Oktober unterwegs sind, heißt das wiederum, ich muss meinen Geheimtipp in Zukunft mit 5,5 anderen Reisenden teilen, wenn ich ihn noch einmal aufsuchen möchte. Sicherlich eine sehr theoretische Rechnung, aber man kann erahnen was ein unbedachter Post anrichten kann.

Dahin fahren, wo nicht alle hinkommen.
Tatort Zillertal

Ein entsprechendes Phänomenen habe ich im letzten Jahr in Österreich im Zillertal erlebt. Auf Instagram hat jemand ein Bild einer Hängebrücke geteilt. Auf dem Weg zur Olperer Hütte, gibt es eine Hängebrücke die über einen kleinen Bach führt. Fotografiert man sie aus einer bestimmten Perspektive mit Blick auf den Schlegeisspeicher, ergibt sich ein gigantisches Panorama und man glaubt alleine oder als Paar, hoch über dem See zu schweben. Dabei hängt man nur 2 m über einem kleinen Bächlein und neben an warten 30 weitere „Bergsteiger in Flipflops“ bis zu einer Stunde, bis sie ihr eigenes Instafoto schießen können. Die Folge: Die Mautstraße und die begrenzten Parkplätze am hochalpinen Schlegeisspeicher waren total überfüllt und das Chaos nahm seinen Lauf. Reguläre Wanderer konnten ihre Touren nicht gehen und der Verkehr musste von der Polizei geregelt werden. Sogar die Tagesschau bzw. die Tagesthemen berichtete über das Phänomenen im Nachbarland Österreich.

Quelle: ARD / YouTube

Wir zerstören also mit der Veröffentlichung der „Geheimtipps“ in den einschlägigen Medien unser eigenes Ziel: Einen ungestörten einsamen Platz am Meer oder tollem Bergpanorama zu finden. Wir sägen also selbst den Ast ab, auf dem wir alle sitzen. Aus dem „Geheimtipp“ wird schnell ein Hotspot!

2006 – da gab es die ominöse Hängebrücke noch nicht. Und kein Instagram! Da war die Welt noch in Ordnung:-)

Park4night – Fluch oder Segen?

Mittlerweile gibt es Apps, in denen User ihre „Geheimtipps“ einstellen können. Durch die Koordinaten und Satellitenbilder findet man die Plätze auf den Meter genau. Eigentlich eine tolle Idee. Aber auch hier schlägt manchmal der Overtourism zu. Auf der Fahrt in den Süden hatte ich einen entlegenen, traumhaften Stellplatz mit sensationellem Panorama in der Schweiz auf Park4night gefunden. Und so fuhren wir kilometerlang abseits der Touristenströme in die Berge. Unterwegs glaubte man wirklich, wir sind die einzigen Touristen in dieser Region. Die Gegend war nicht touristisch erschlossen. Doch dann kam die Ernüchterung: Den „Geheimtipp“ hatten schon viele vor uns bei Park4night entdeckt und er war total überfüllt und Horden von Kinder tobten auf einem großen Trampolin. Also wieder Rückzug und so haben wir noch einen schönen Platz auf einem offiziellen Campingplatz an einem See bekommen.

Es gibt auch Campingplätze mit tollem Panorama. Aber meine Befürchtung ist, das sie durch den Corona bedingten Camping Boom in den nächsten Jahren sehr gut belegt sein werden.

Wenn man die Zulassungszahlen der Wohnmobile letzten Monate anschaut, wird einem schwindlig. Der Wohnmobilmarkt explodiert regelrecht, die Verkäufer verkaufen nicht mehr sondern verteilen nur noch ihre Mobile. Der Corona Krise geschuldet, ist campen – egal in welcher Form – zur Zeit die unkomplizierteste Art des Reisens. Der Gebrauchtwagenmarkt (gerade auch bei den Wohnkabinen) ist überhitzt und leergefegt. Produzenten von Wohnkabinen haben Lieferzeiten von 2 Jahren, weil keine Kapazitäten mehr frei sind. Laut Caravan Industrie Verband CIVD, hat es bei den Wohnmobilen in der Saison 20/21 ein Plus von 68,1 % zum Vorjahr gegeben! Und in diesen offiziellen Statistiken tauchen die Wohnkabinen, Expeditionskabinen, Vans- und Dachzeltverkäufe gar nicht auf, da es dafür keine Statistiken gibt . Die kommen noch mal „on Top“ zu den Wohnmobilzahlen. Jeder noch so klapprige Bus, wird zur Zeit mit einer alten Matratze, einem 240 Volt Kühlschrank und Gaskocher ausgestattet und mutiert zum Camper. Laut einer aktuellen GFK Studie können sich 14,2 Millionen Deutsche vorstellen, in den nächsten Jahren einen Camping Urlaub zu unternehmen. In welcher Art und Weise auch immer. Fragt man nach einem Warum, antworten über 70%, dass sie ihren Urlaub gerne selbst bestimmt und flexibel in der Natur verbringen wollen. (Studie GFK) Also das, was wir alle gerne hätten. Doch schnell stellen Camper Neulinge fest , das die „große Freiheit“, wie sie in der Werbung propagiert wird oft nur im Prospekt und geschönten Bilder auf Instagram und Co. stattfindet. Die explodierende Zahl der Camper, steht nicht im Einklang mit dem langsamen Ausbau von Stell- und Campingplätzen. Und alle wollen im Sommer einen tollen Sonnenplatz am liebsten in erster Meeresreihe ergattern. Ich glaube, es wird in diesem und den nächsten Jahren eng auf den Stell- und Campingplätzen in Europa. Das konnten wir letzten Herbst (2020) in Italien am Gardasee erleben, als selbst in der Nebensaison – wenn normalerweise die ersten Campingplätze schon zu haben – wir erst nach dem 5. Anlauf noch einen letzten, freien Stellplatz ergattern konnten.

So wünscht man es sich – ein einsamer Platz am endlosen Strand. Traumhaft!

Aber was hat das mit uns „Individualreisenden Wohnkabinen Campern“ zu tun?

Auch wenn wir unsere Art zu Reisen in die Kategorie „Individual Reisende“ stellen und gerne autark freistehen und wildcampen, unterscheiden wir uns vom Grundsatz nicht von anderen Pauschaltouristen. Wir kommen nur auf einem anderen Weg zum Reiseziel und wohnen etwas anders am Erholungsort. Wir sollten aber nicht die Arroganz besitzen, das wir ja nicht zu „Denen“ gehören, da wir ja unser „eigenes Ding“ machen . Auch wir hinterlassen immer einen ökologischen Fußabdruck und tragen dafür die Verantwortung. Egal in welcher Art und Weise wir Reisen, wir sind Gäste in einem Land, wo es für uns Regeln und Pflichten gegenüber den Einheimischen und der Natur gibt . Nur diese scheinen einige nicht zu kennen oder missachten sie einfach. Wir sind allesamt Touristen, egal auf welche Art und Weise wir uns fort bewegen. Wir sitzen ohne Ausnahme im selben Boot, auch wenn wir in einem noch so coolen Expeditionsmobil unterwegs sind. Das sollten wir nicht vergessen.

Ein Tourist ist eine Person, die ihre gewohnte Umgebung für mindestens 24 Stunden, aber nicht länger wie ein Jahr verlässt und dabei keiner gewerblichen Tätigkeit nachgeht.

Definition Tourist

Das es Ärger gibt und das die Anwohner und Kommunen die Nase voll von respektlosen Campern haben, kann man schnell nachlesen. Gibt man einfach mal die Begriffe „Camper“ „Müllproblem“ „Fäkalien“ in die Suchmaschine ein, findet man folgende Überschriften:

Berchtesgadener Anzeiger 02.12.20 : »Unser Problem sind die vielen Wildcamper«

Tirol ORF.at vom 31.08.2020: Situation nicht mehr tragbar

Süddeutsche Zeitung vom 29.07.2020: Nachtgruß vom Ranger – Wildcamper sind in diesem Sommer vielerorts ein Problem

Berchtesgadener Anzeiger vom 28.05.2020 : Wohnmobilwahnsinn im Talkessel: Camper nutzen öffentliche Parkplätze – Fäkalien und Müll ..

Du bist Halle.de am 19.02.2020:  Fäkalien und Müll: neuer Wildcamper-Treff in der Silberhöhe sorgt für Ärger

Hamburger MoPo vom 29.11.2019:  Fäkalien-Ärger an der Ostsee Toilette? Camper machen einfach auf den Stellplatz

Photo by Catherine Sheila on Pexels.com

Wenn Camping und Stellplätze überfüllt sind, versucht man es mit Wildcamping. Und da liegt das Problem. Wildcampen ist in Deutschland – wie in vielen anderen Ländern – schlicht und einfach verboten. In Deutschland wird in der Straßenverkehrsordnung StVO §12 geregelt wo und wie man nicht parken darf. Das Schlafen im Auto wird explizit nicht verboten, Also folgert man, dass man für eine Nacht zur Wiederherstellung seiner Fahrtüchtigkeit übernachten darf. So wird es in den letzten Jahren angewandt. Was aber auch bedeutet, das Stühle, Markise und Grill drinnen bleiben müssen. Dann ist es nämlich Camping. Und das wäre verboten!

Auch andere Länder, die normalerweise recht tolerant gegenüber den Wildcampern und Freisteher waren, verschärfen ihre Gesetze. Portugal zum Beispiel macht ernst und vertreibt die Camper von lang geduldeten Plätzen und auch die sonst lockeren nördlichen Länder reglementieren so manchen Stellplatz. In einigen Nördlichen Ländern gibt es das sogenannte Jedermannsrecht. Das stammt allerdings aus Zeiten in denen es noch keine Wohnmobile gab. Und jetzt wird dieses Gesetz solange gebeugt und missbraucht bis es Ärger gibt. Weil es einfach zu viel und in Zukunft noch mehr wird. Und es einfach auch leider einige respektlose Camper gibt, die ihren Müll hinterlassen und die umliegenden Büsche als Toiletten missbrauchen.

Das Jedermannsrecht, in der Schweiz Jedermannszutrittsrecht, ist ein in den nordischen Ländern (ausgenommen Dänemark), Schottland und in der Schweiz gültiges Gewohnheitsrecht, welches allen Menschen bestimmte grundlegende Rechte bei der Nutzung der Wildnis und gewissen privaten Landeigentums zugesteht.

Das Jedermannsrecht besteht in leicht unterschiedlichen, im Grundsatz aber gleichen Ausprägungen in Schweden (allemansrätten), Norwegen (allemannsretten) und Finnland (allemansrätten)

Allgemein beinhaltet das Jedermannsrecht das Recht jedes Menschen, die Natur zu genießen und ihre Früchte zu nutzen, unabhängig von den Eigentumsverhältnissen am jeweiligen Grund und Boden.

Quelle Wikipedia

Die Konsequenzen

Man muss dazu aber auch erwähnen, dass in anderen Ländern eine ganz andere Sicht und Gastfreundschaft gegenüber Campern, insbesondere Wildcamper vorherrscht. Man freut sich oft über die Gäste die ihr Land besuchen und wir haben es oft erlebt, dass wir sogar eingeladen wurden und kleine Gastgeschenke und Trinkwasser bekommen haben. Wo in Deutschland die Polizei gerufen wird, bekommt man in Griechenland, Marokko oder Tunesien eine Einladung zum Essen. Wir sind zumindest noch nie vertrieben worden. Wir sind unserem Gegenüber aber auch immer freundlich entgegengetreten und haben höflich nachgefragt, ob es in Ordnung ist, dass wir dort nächtigen. Eine Strafe mussten wir noch nie zahlen, werden sie aber akzeptieren wenn es einmal so weit ist. Wildcamping ist in den meisten Ländern illegal – das weiß man und so muss man unter Umständen dann auch die (teuren) Konsequenzen tragen.

Die Griechen sind in der Regel recht entspannt beim Thema Freistehen. Allerdings haben wir Hotspots erlebt, wo die Camper Abends weggeschickt wurden.

immer wieder kann man in den Foren lesen, dass Wildcampen in manchen Ländern geduldet wird. Vielleicht hat man aber auch einfach nur Glück gehabt und ist nicht erwischt worden. Es gibt sicher Polizisten denen es egal ist, wenn jemand ein schönes ruhiges Plätzchen gefunden hat und es gibt sicher auch Polizisten die Freude daran haben, einen Wildcamper aufzuspüren. Man kann 10 mal bei rot über die Ampel fahren, ohne das man erwischt wird und beim 11. mal ist es dann soweit. Da sind wir wieder an dem Punkt, die Regeln und Gesetze in einem fremden Land zu achten und zu respektieren. Auf Korsika und Sardinien ist es mittlerweile ein Kunststück, mit einem Fahrzeug jenseits der 2m einen Strandparkplatz ohne Höhenbegrenzung zu finden. In Sardinien habe ich einen Defenderfahrer kennengelernt, der auf einem Strandparkplatz übernachtet hat und zahlen musste. Für den Grill sollte er noch mal extra zahlen, obwohl er nur da stand und nicht an war. Das konnte er durch freundliche Diskussion noch verhindern.

Apropos Feuer: Da versteht die Executive der südlichen Länder keinen Spaß: Jedes Jahr entstehen verehrende Waldbrände durch unachtsame Touris. Ein sensibler Punkt, den man auch dringend respektieren sollte. Ich lasse meinen Feuerstelle mittlerweile zu Hause, wenn es nach Sardinien, Korsika oder Griechenland geht und nutze meinen Gasgrill. Es fehlt zwar die Lagerfeuerromantik, aber ich habe keine Lust für einen Waldbrand verantwortlich zu sein. Und das ist dort durch Funkenflug und aufkommenden Abendwinden schnell passiert. Schneller wie ich mit meinem Mini Feuerlöscher reagieren kann.

Photo by Vladyslav Dukhin on Pexels.com

Aber auch Tracks bzw. GPX Daten die im Netz kursieren oder die man zum Beispiel bei Wikiloc downloaden kann, sorgen nicht immer für Freude bei den Einheimischen. So wurden wir einmal in den Pyrenäen von einem Einheimischen gestoppt, der sich mutig vor unsere Autos stellte und uns an der Weiterfahrt hinderte. Er hatte die Nase voll, weil anscheinend jeden Tag Offroader – wegen einem im Netz verbreiteten Track – über sein Grundstück fuhren. Und in den bei Offroadern beliebten Westalpen, steht an manchen Punkten mit Sprühfarbe “ Offroader go home“ geschrieben. Ein einheimischer Wanderer attackierte uns einmal mit einem Wanderstock. Obwohl wir auf offizieller Piste und mit respektvollen Abstand langsam an ihm vorbei fuhren.

Medèn ágan: „Nichts im Übermaß“ „Alles in Maßen“

Das wussten schon die alten Griechen und so steht es in Delphi in Stein geschrieben. Es ist wie überall auf der Welt. Wenn es zu viel wird, wird es zu viel. Dann nennt man es auch Overtourism. Den gibt es dann nicht nur in Venedig, sondern auch seit geraumer Zeit bei uns Offroad Camper. Deshalb stand ich dann auch etwas ratlos am Pistenrand, als in den Westalpen ein Veranstalter mit 13 ! Geländefahrzeugen an mir vorbei zog. Und zeitgleich soll eine getrennte Gruppe mit gleicher Stärke vom gleichen Veranstalter unterwegs gewesen sein. Kein Wunder, dass die Einheimischen, Fahrradfahrer und Wanderer nicht unbedingt die Freunde der Offroader sind. Da stelle ich mir die Frage was passiert, wenn diese Reisegruppe ein gemeinsames Picknick macht oder ein Camp errichtet. Haben die alle eine Toilette dabei? Wahrscheinlich nicht! Und alle müssen ja irgendwann einmal ihren Bedürfnissen nachgehen. Das heißt dann wahrscheinlich 13 Fahrzeuge a 2 Personen x zwei Gruppen ergibt 52 Personen die in die Büsche machen?

Hat hier noch jemand Lust sein Zelt aufzuschlagen?

Eine Toilette an Bord sollte zur Selbstverpflichtung eines Wohnkabinen Besitzers gehören

Ich verurteile mittlerweile Camper die autark leben wollen, aber keine Toilette an Bord haben. Ich bin an wunderschönen Wildcamping-Stellen gewesen, da roch es wie am Kölner Hauptbahnhof und überall sah man weiße Fahnen in den Büschen. Das ist leider die Kehrseite des Camping-Booms. Mich regt mittlerweile die Gleichgültigkeit und der Egoismus einzelner Reisender richtig auf, die respektlos ihre Hinterlassenschaften und Müll liegen lassen. Selbst am „verlorenen See“ in Tunesien, wo man glaubt, es sind nur einzelne Extrem Offroader die dort hingelangen, flattern in den Dünen weiße Fahnen und man findet reichlich Tretminen. Viel schlimmer ist, das die Hinterlassenschaften bei dem Klima nicht verrotten. Die Nachwelt hat dann lange was davon. An solchen weit entlegenen, aber doch stark frequentierten Plätzen, fehlt natürlich eine touristische Infrastruktur. Dafür sollte ein verantwortungsvoller Offroader selbst sorgen. Wäre auch zu blöd, wenn mitten in der Wüste plötzlich ein Dixi-Klo stände.

Selbst in der Abgeschiedenheit der Wüste, findet man an solchen Hotspots weiße Fahnen und Tretmienen, wenn man zu Fuß die Dünen erklimmt.

Man hat ja für sich selbst immer den Eindruck, man ist der Einzige der den Platz beansprucht. Aber ist der Platz einmal im Netz publik, kommt morgen der Nächste und übermorgen wieder einer…Tag für Tag, Woche für Woche, Jahr für Jahr. Vor ein paar Jahren war das kein Problem, es waren nur wenige Camper unterwegs und es gab kein Internet, welche die „Geheimtipps“ verraten konnte. Somit verteilte sich das Ganze und ich selbst habe mir damals keine Gedanken zum Thema „Freistehen“ gemacht. Mal eben in die Büsche gehen, war selbstverständlich. Heute, wo der Camping Markt explodiert und Massen an Vans, Wohnmobilen und sonstige Camper unterwegs sind und die gleichen Plätze nutzen die Sie im Netz gefunden haben, habe ich meine Meinung dazu stark geändert. Immer mehr Sperrungen und Einschränkungen sind die Folge, deshalb sollte meiner Meinung nach zumindest eine Toilette zur Selbstverpflichtung eines Campingwagen Besitzers gehören. Die gibt es mittlerweile in so kleinen Versionen, so das Sie auch im kleinsten Camper Platz finden. Die Trockentrenntoilette im Allgemeinen, ist aktuell auf dem Vormarsch und erobert den Markt, da das System ein leichte und einfache Handhabung hat. Einen Bericht über die Arbeitsweise der TTT gibt es hier.

Die Kackbox (ja die heißt wirklich so!) von http://www.koma.land. Kleiner geht es kaum: Diese Mini-TTT ist nicht nur für den Van-Fahrer oder Pickup-Camper, aufgrund des Euro-Norm-Maß von 40x30x32,7cm (L/B/H) und dem Minimal-Gewicht von 4,2kg interessant. So gibt es kaum noch ausreden keine Toilette mit an Board zu haben!

Selbst aktiv werden

Aber wie findet man nun noch die unbefleckten Plätze, wonach wir uns alle sehnen?

Man muss sich nur ein bisschen engagieren, Dann findet man sie: Tolle einsame Stellplätze auch ohne Verbotsschilder

Ich suche permanent mit Google Maps und Google Earth Küstenabschnitte und Bergpanoramen nach vermeintlichen Plätzen ab. Diese Speicher ich ab und übertrage sie dann vor der Fahrt nach Locus Maps pro. Mein Offline-Offroad-Navigation-System, welches ich gerne nutze und empfehle. Und wenn ich dann das Land bereise und in die Nähe der vermeintlichen Plätze komme, probiere ich es dann aus dort hin zukommen. Natürlich gibt es dabei auch einen hohen Frustfaktor, weil oftmals Schranken, Steine oder Verbotsschilder den Weg versperren. Aber oft ist es spannend und reizvoll. Und auf dem Weg dorthin, entdeckt man vielleicht noch schönere Orte. Und natürlich respektieren wir dabei den Naturschutz. Und nicht wie zum Beispiel diese Schweizer Gruppe die mit den Geländefahrzeug über gesperrte Strände gefahren sind. (Weiterleitung Sardinienintim) Solche Aktionen sind dem Ruf der Offroadcamper nicht gerade förderlich. Wer gerne mit dem Auto direkt am Strand verweilen möchte ist in Dänemark sehr gut aufgehoben – dort gibt es über 10 Autostrände die legal befahren werden können. ( Aber nie zur Übernachtung! )

Warum denn kein Campingplatz?

Campingplatz am Lago Maggiore

Und mittlerweile stellt sich mir auch die Frage : Warum nicht auf einen (urigen) Campingplatz übernachten? Ich meine nicht die Plätze, wo jeden Abend die Mini Disco und Animationsparty laufen. Sondern Plätze, die naturnah aufgestellt sind. Davon gibt es reichlich, gerade in den südlichen Ländern. Dort heißt es Agritourismus oder auch Agrotourismus. Campingplätze mit wenig Infrastruktur – dafür oft Landschaftlich reizvoll, oft auf Bauernhöfen. Und es hilft doch auch mit geringen Beiträgen die Einheimische Bevölkerung zu unterstützen. Was nutzt es denen, wenn wir mit vollgepackten Kühlschränken aus Deutschland anreisen und wild campen? In Deutschland gibt es zum Beispiel das Buch “ Landvergnügen“ wo man nach Anmeldung auf Bauernhöfen nächtigen kann . In der Schweiz zum Beispiel „Nomady.ch“ oder in Österreich “ Bauernleben“

Naturnaher Campingplatz in den Westalpen

Der Begriff Agrotourismus (Agritourismus) oder auch Landtourismus bezeichnet eine touristische Sparte mit Urlaubs- und Freizeitangeboten im dörflich-ländlichen Umfeld.

Quelle Wikipedia

Einer unsere Lieblingsplätze in Sardinien – katastrophale Infrastruktur, aber dafür einmalige, legale Lage. Für 15 Euro pro Nacht.

Dünencampingplatz an der Holländischen Küste

Warum Wildcampen? Hier steht man legal für ein paar Euro auf einem naturnahen Campingplatz.

Tipps um den MAssen zu entkommen

Antizyklisch fahren – Das klingt für Familien mit Schulpflichtigen Kindern etwas zynisch. Denn was bleibt anderes übrig als in den Schulferien zu fahren? Alle anderen sollten die Vor und Nachsaison zu nutzen. Oder, wenn man autark reist und gar keine touristische Infrastruktur benötigt, dann fahren wenn selbst die Nachsaison beendet ist.

Nicht auf den Reiseführer hören – Wenn schon im Reiseführer steht, dass es der schönste Strand der Insel ist, kann man sich den Weg sparen. Die letzte Enttäuschung war der „Spiaggia de Pelosa“ auf Sardinen. Die Bilder vom leeren Strand im Führer wurden wahrscheinlich im Winter auf genommen. Nervige Parkplatzsuche, horrende Gebühren. Die Menschen standen im Wasser, weil am Strand kein Platz mehr zum Liegen war… – unfassbar!

Weite Länder besuchen – Weite Länder meine ich im doppelten Sinne. Zum Einen die weit entfernt sind und nicht „vor der Haustüre“ liegen. Je aufwändiger die Anfahrt, umso weniger Camper haben Lust dort hin zu reisen. Laut einer GFK Studie möchten die meisten Camper ihren Urlaub in Deutschland und den angrenzenden Nachbarländer verbringen. Zum Zweiten meine ich wenig besiedelte und verbaute Länder, die noch genügend Raum und Natur bieten, um ein ungestörtes Fleckchen Erde zu finden. Zum Beispiel Albanien, Marokko , Nordschweden, Albanien, Südspanien, Montenegro usw.

Den Vorteil unserer Pickups nutzen: Da hinfahren wo die anderen nicht hinkommen! Dafür haben wir doch einen Pickup! Unbefestigte Wege fahren, wo die Vans und Womos nicht hinkommen. Und das Ordnungsamt vielleicht auch nicht…(Natürlich unter Einhaltung der dort geltenden Gesetze)

Selbst aktiv werden – Wenn man seine Stellplätze nicht aus Foren, Park4night usw. bezieht und selbst aktiv was sucht, ist die Chance ein ungestörtes Fleckchen zu finden viel größer. Klar, das andere ist einfach und bequem – aber selbst suchen macht mehr Spaß!

Autark reisen – Ist das Fahrzeug so ausgerüstet, dass man ein paar Tage autark stehen kann und ist nicht auf die touristische Infrastruktur angewiesen die alle nutzen, so bietet es sich an in abgelegenere Gegenden zu fahren. Zum Autark sein, gehören eine Solaranlage mit entsprechender Stromversorgung, ein effektiver Kühlschrank, Kocher, Duschmöglichkeit und eine Toilette an Bord.

Urige Campingplätze / Agro(i)tourismus suchen – Wie oben schon beschrieben, gibt es viele schöne Campingplätze die naturbelassen und nicht streng in Parzellen eingeteilt sind. Warum nicht? Und man gibt der einheimischen Bevölkerung die Chance ein paar Euros zu verdienen. Und die angebotenen Speisen und sonstige Köstlichkeiten aus eigener Produktion, sind meistens ein Traum.

Campingplatz nahe Livorno

Fazit:

Es könnte so einfach sein, wenn es nicht die schwarzen Schafe unter den Campern gebe, die respektlos ihren Müll und Fäkalien hinterlassen. Wir verlassen unseren Platz immer so, als wenn nie einer dagewesen wäre. Das ist selbstverständlich und mir erschließt es sich nicht, dass jemand anders denkt. Die Wenigen, die so handeln machen vieles kaputt. Ich werde auch nicht müde darauf hinzuweisen, dass meiner Meinung nach eine Toilette mit an Board gehört. Auch wenn es oft abwinkend belächelt wird. Und man sollte gut überlegen, ob man in Zukunft einen „Geheimtipp“ ins Netz stellt.

Ich habe für mich beschlossen, dass ich es nur noch mache, wenn es dort eine ausreichende Infrastruktur gibt und ein erhöhtes Aufkommen an Campern der Natur und dem Umfeld keinen Schaden zufügen kann.

Nur wenn wir alle respektvoll, feinfühlig und nicht egoistisch auf unseren Reisen handeln, vermeiden wir weitere Sanktionen und Sperrungen. Wir sind nun mal deutlich mehr geworden, die nun alle das gleiche Hobby haben. Die Welt bzw. Europa ist groß genug, wir müssen uns nur ein bisschen geschickter verteilen und an gewisse Regeln halten. Dann findet jeder noch ein kleines, stilles Plätzchen, so wie er es sich erträumt.

PS: Die meisten Adressen und Koordinaten zu den hier gezeigten Stellplätzen, findet ihr in den jeweiligen Berichten auf meiner Seite.

Update: Bei YouTube habe ich einen interessanten Beitrag des BR24 gefunden, der teilweise das oben gelesene widerspiegelt:

5 Kommentare Gib deinen ab

  1. marcpallasch sagt:

    Sehr guter Artikel, der leider von den wenigsten beherzigt wird.
    Großartig geschrieben.
    Danke

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    1. wohnkabinen sagt:

      Vielen Dank, dass freut mich das es euch gefällt.

      Viele Grüße

      Roger

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  2. Mikael sagt:

    Absolut zutreffender Artikel, sachlich geschrieben. Hoffen wir, dass er auch von ‚Nicht Camping versierten‘ gelesen wird.
    Danke!

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  3. Anja Upmeier sagt:

    Wunderbarer Artikel über das Elend mit Social Media… Fluch und Segen zu gleich! Es scheint nicht mehr möglich seinen Urlaub oder etwas besonderes zu Erleben ohne das es in Facebook und Co. geteilt werden muß. Auch wenn ich gerne Reiseberichte lese um mich auf ein Land vorzubereiten und von den Erfahrungen anderer zu lernen wäre es mir ganz recht das man keine Standorte preisgibt. Es ist nicht die Masse, aber die wenigen Schweine die ihren Dreck und Unrat hinterlassen machen es allen anderen schwer unbeschwert Urlaub abseits von Campingplätzen zu machen. Wenn man dann in Facebook und Co. seine Bilder postet und den Standort nicht preisgibt erntet man einen Shitstorm der seines Gleichen sucht.
    Wir sind mit Landvergnügen gestartet um abseits des Massentourismus (den es inzwischen ja wohl dann auch beim Campen gibt) und trotzdem legal und unkompliziert Deutschland erkunden zu können…und haben schon herrliche Gegenden und nette Leute kennen gelernt , größtenteils abseits von dem was der Mainstream so anfährt…Großartig 👍
    Wir genießen einfach (mit eigener Toilette…auch wenn andere darüber lächeln) unsere Freiheit die unsere Kabine uns bietet und schauen gerne beim Frühstück auf wunderschöne Sonnenaufgänge über Wiesen und Feldern statt aufs Meer.

    Danke für den tollen Bericht, da lese ich gerne auf deiner Seite weiter 😉

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    1. wohnkabinen sagt:

      Danke für die netten Worte !
      Viele Grüße

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