Interview mit Heike und Vido

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Ich habe Heike und Vido vor 2 Jahren in Bad Kissingen auf der Messe Abenteuer-Allrad kennengelernt. Schon damals gab es die Grundidee, für längere Zeit mit dem Fernweh Mobil nach Afrika zu reisen. Im Juni traf ich sie wieder und die Sache nahm konkrete Formen an. Nun sind die beiden bereits in Afrika angekommen (11/19). Gerne würde ich von der Reise mehr erfahren und habe Heike und Vido viele neugierige Fragen gestellt.

Heike und Vido in Namibia

Hallo Heike ! Hallo Vido !
Könnt ihr euch bitte kurz vorstellen?

Klar! Heike ist 54 Jahre alt und hat lange Jahre in einem großen europäischen Luft- und Raumfahrtunternehmen gearbeitet. Nachdem es dieses Jahr im März die Möglichkeit gab, das Unternehmen im Rahmen eines Sozialplans zu verlassen, hat sie nicht lange gezögert und zugegriffen. Vido ist 65 Jahre alt und hat zum 1. November seine Regel-Altersrente angetreten. Vorher war er als technischer Leiter in einem renommierten Münchner Kunstmuseum angestellt.

Wo befindet ihr euch zur Zeit?

Aktuell sind wir in Südafrika in der Nähe von Upington und werden zeitnah unsere Reise zu den Augrabies Falls und dann an die südafrikanische Westküste fortsetzen.

Zur Zeit befinden sich die Beiden auf einem Campground bei Upington in Südafrika. Sogar die Schafe finden das Fernweh-Mobil prima.

Wer von euch beiden ist auf die Idee gekommen eine Langzeit Reise zu unternehmen?

Von uns beiden war Heike etwas mehr die treibende Kraft, sie ist schon lange mit dem Afrika-Virus infiziert. Aber letztlich ging es uns beiden in unseren Urlauben immer so: Wenn es am schönsten war, mussten wir wieder nach Hause.

Ja,das Problem kenne ich. Wir müssen unsere Reisen – beruflich bedingt – auch immer in 2 Wochen durchführen. Ich freue mich auf die Zeit, irgendwann mal ohne Zeitlimit zu reisen. Aber ich glaube das dauert bei mir noch etwas….

Wir wollten Afrika endlich ohne Zeitdruck erfahren und erleben. Und so wurde die Idee geboren, ein Jahr zu verreisen. Vor fünf Jahren wurde der Toyota gekauft, vor drei Jahren die Kabine.

Warum Afrika?

Das südliche Afrika hat so viel zu bieten an Landschaften, Völkern, Kulturen und natürlich jede Menge Tiere, wir haben uns einfach verliebt.

Siedel-Weber freuen sich über die Krümel unserer Brotzeit

Warum seid ihr nicht auf den Landweg gefahren? Ist das zurzeit überhaupt möglich?

Der Landweg war für uns von vorneherein keine Option. Die Ostroute ist nahezu unmöglich, die Westroute hat uns nicht interessiert, und über die Strecke Ägypten – Sudan – Kenia – Tansania hörten immer wieder abschreckende Nachrichten. Wir wollten ja auch definitiv das südliche Afrika bereisen und dort so viel Zeit wie möglich verbringen.

Was muss für eine Verschiffung beachtet werden?

Zuerst war die kostengünstigere Verschiffung per Roll-on-Roll-off geplant, wo das Fahrzeug zusammen mit tausenden anderen Neuwägen in ein Schiff gefahren wird. Zum Zeitpunkt unserer Buchung war die Route von Bremerhaven nach Walvis Bay/Namibia ohne Zwischenstopp vorgesehen. Die Reederei hat dann den Fahrplan geändert und auch westafrikanische Häfen angesteuert. Unsere Agenten in Hamburg, die Caravan Shippers, haben uns kurz vor der geplanten Verschiffung kontaktiert und darüber informiert, dass nach der Routenänderung die Diebstähle und versuchten Aufbrüche bei den Campern zugenommen haben. Das wollten wir nicht riskieren und haben dann unser Auto kurzfristig per Container nach Namibia geschickt. Kostet natürlich mehr, aber keine Angst um unser Fahrzeug haben zu müssen, war uns das wert.

Das Zebra wird im Container verzurrt

Und was kostet so etwas?

Die Ro-Ro-Passage hätte knapp 3.000 Euro gekostet, beim Container sind uns die Caravan-Shippers entgegengekommen (die haben auch keine Lust auf weitere Versicherungsfälle), und so konnten wir unser Zebra im 40-Fuß Highcube-Container nach Walvis Bay verschiffen. Am Ankunfts-Hafen kommen dann nochmal Gebühren für den Agenten dort, die Hafen- und Lagergebühren, die Abwicklung und den Zoll dazu, alles zusammen ca. 6.000 Euro.

Heike darf selbst das Siegel des Containers verschließen

Was benötigt man für Papiere?

Wir haben unser Fahrzeug nicht importiert, da sonst sehr hohe Zölle fällig würden, sondern wir sind mit einem Carnet de Passage unterwegs, das ist wie ein Reisepass für das Auto, das bei allen Grenzübertritten peinlich genau gestempelt werden muss. Das Carnet gibt es beim ADAC, allerdings möchte der ADAC eine Sicherheitsleistung in bar oder Bankbürgschaft. Würden wir das Fahrzeug in Afrika verkaufen, müsste der ADAC für die entgangenen Zölle einspringen, und dagegen sichert er sich natürlich ab. Ein Internationaler Fahrzeugschein ist hilfreich, ebenso Internationale Führerscheine.

Für die Verschiffung wurden Straßenreifen aufgezogen, jetzt wird wieder auf Stollenreifen gewechselt.

Wie ist der Ablauf eurer Route geplant?

Leider mussten wir in Südafrika tatsächlich Buchungen vornehmen, da wir hier in den großen Schulferien unterwegs sind. Gerade die Südafrikaner sind für ihre Reiselust bekannt, und da kann es passieren, dass sämtliche Camps und Pensionen ausgebucht sind. Ansonsten planen wir nicht gerne und lassen uns lieber treiben. Für die sehr beliebten und legendären Destinationen wie Moremi und Savuti in Botswana muss auch lange im Voraus gebucht und bezahlt werden, sonst kommt man erst gar nicht durch das Tor der Parkverwaltung, und die Anzahl der Campgrounds dort ist sehr begrenzt.

Gewaltige Wolken türmen sich im Camp Nossob in der Kalahari auf.

Was sind die Ziele, die ihr unbedingt erreichen wollt?

Ein paar Wunschziele sind in Simbabwe Mana Pools und die alte Stadt Great Zimbabwe, in Botswana die Mgkadikadi-Pan und Tsodilo Hills, natürlich Moremi, Savuti und der Chobe, in Namibia der Norden am Kunene entlang. In Mozambique freuen wir uns auf die kitschig schönen Strände mit viele Palmen. Ansonsten ist der Weg das Ziel!

Darf man fragen mit welchen Kosten ihr pro Monat kalkuliert habt?

Ehrlicherweise haben wir nicht kalkuliert… Die größten Posten wie Verschiffung und die Versicherung fürs Auto liegen bereits hinter uns, und ansonsten geht das meiste Geld für den Sprit drauf, abhängig davon, wie viel wir unterwegs sind. Leben und essen müssen wir zuhause auch, und hier sind die meisten Lebensmittel günstiger. Ab und zu leisten wir uns einen Restaurantbesuch, und ansonsten brauchen wir nichts.

Übernachtet ihr möglichst frei, oder in Camps?

Im Moment sind wir gerne in Camps unterwegs, in den Nationalparks ist sowieso nichts anderes möglich. In Südafrika ist wildes Campen streng verboten, und wie es sich in den anderen Ländern verhält, werden wir sehen. Wir haben uns noch kurz vor der Abreise hochwertige Matratzen für das Fernweh-Mobil anfertigen lassen – nicht dass Benno Cramer in seinem Fernweh-Mobil schlechtes Material verwendet, aber wir haben für uns beschlossen, dass wir ein Jahr lang sehr guten Liegekomfort haben möchten, und wir sind bis jetzt sehr zufrieden damit.

Welche Biester hier wohl auf der Straße sind?

Wollt ihn nonstop im Fernweh Mobil übernachten oder plant ihr auch Auszeiten in einem Hotel?

In Kapstadt sind wir eine Woche lang in einer Pension, da es dort keine vernünftigen Campingplätze gibt, aber ansonsten fühlen wir uns im Fernweh-Mobil am wohlsten und schlafen gerne in unserem Schneckenhaus. 

Und jetzt die Fragen die ihr wahrscheinlich schon oft aus eurem Umfeld gehört habt: Gibt es für diese Länder keine Reisewarnungen? Habt ihr keine Bedenken bezüglich Kriminalität?

(Beide lachen.) Ja, das ist immer das gleiche: Wir haben einmal eine Tour auf unseren Motorrädern quer durch Rumänien ans Schwarze Meer gemacht. Wenn wir auf alle Warnungen aus unserem Umfeld gehört hätten, wären wir erst gar nicht losgefahren und es gab Wetten, was uns alles geklaut wird. Dabei haben wir nur positive Erfahrungen gemacht und die Reise war wunderschön. Und genauso ist das im südlichen Afrika: Natürlich laufen Touristen herum, die jedem zeigen müssen, was sie alles haben, mit protzigen Uhren, Schmuck und dicken Kameras behangen, wundern sie sich, wenn sie dann angebettelt oder sogar überfallen werden. Wir sind vor- und umsichtig, und wenn wir an einem Ort kein gutes Gefühl haben, dann fahren wir weiter. Für alle Länder, die wir bereisen wollen, gibt es vom Auswärtigen Amt keine Reisewarnungen, und von unseren reiseerfahrenen Freunden hier vor Ort haben wir viele Tipps bekommen, auf was wir uns auf keinen Fall einlassen sollen.

Erste (harmlose) Wasserdurchfahrt – in den nächsten Monaten werden noch etliche folgen.

Was habt ihr mit eurem Haus/Wohnung gemacht. Habt ihr das verkauft / vermietet? Habt ihr euren Wohnsitz in Deutschland behalten?

Wir haben eine Eigentumswohnung, in der unser Sohn wohnt und nach dem Rechten sieht. Und natürlich sind wir weiterhin in Deutschland gemeldet. Ein interessanter Punkt ist noch die Krankenversicherung: Wir sind beide gesetzlich versichert, und es bringt nichts, während so einer langen Abwesenheit Beiträge in die Krankenkasse zu zahlen, da es ja auch keine Leistung dafür gibt. Da wir aber nach unserer Reise wieder bei unserer Kasse versichert sein wollen, haben wir eine sogenannte Anwartschaftsversicherung abgeschlossen. Für einen kleinen monatlichen Betrag bleibt man passives Mitglied, und die Mitgliedschaft lebt automatisch mit der Rückkehr wieder auf.

Was habt ihr für ein Fahrzeug und was wurde modifiziert für die große Reise?

Unser Toyota Hilux 3.0 Doka mit Automatik-Getriebe war schon gut ausgestattet, als wir ihn gekauft haben: 140-Liter-Tank, OME-Fahrwerk, Kompressor und pneumatische Differenzialsperre, Stahlfelgen mit der gängigen Reifengröße 235/85-16 und vieles andere waren schon verbaut. Die Rücksitzbank kam raus und dafür eine stabile Bodenplatte rein, auf der jetzt unsere Proviantboxen und die Engel-Kühlbox stehen. Wir haben eine Windenstossstange und ein Seilwinde von Warn eingebaut. In Namibia haben wir uns noch stabile Rockslider maßfertigen lassen, die haben hier gerade einen Bruchteil der Kosten in Deutschland gekostet. Wir haben noch zwei Reservetanks mit je 20 Liter dabei. Und Afrika ist Toyota-Land: Sollte wirklich etwas kaputtgehen, kann uns buchstäblich auf jeder Farm geholfen werden.

Mitten in der Kalahari: Das Fernwehmobil im Camp Nossob des Kgalagadi Transfrontier National Parks.

Warum habt ihr euch für das Fernweh Mobil entschieden?

Wir hatten nach unseren Erfahrungen mit einer anderen Kabine ganz klare Anforderungen: Auch im geschlossenen Zustand wollen wir uns in der Kabine bequem aufhalten und zur Not auch schlafen können. Auch wenn einer von beiden liegen muss, weil er vielleicht krank wird, muss der andere noch bequem sitzen können. Das Handling muss auch für Heike möglich sein, um schnellstmöglich reisefertig zu sein, wenn Vido etwas passieren sollte. Bei unserer vorherigen Kabine konnte Heike nicht mal das Dach alleine auf- oder zumachen. Und wir wollten viel Stauraum. Vor allem wollten wir keine Kunststoffkisten zur Aufbewahrung unserer mitgeführten Sachen haben. Wir haben uns alles angeschaut, was der Markt hergibt. Letztlich ist eine Kabine immer ein Kompromiss, und jeder muss für sich entscheiden, was ihm wichtig ist und was in der Kabine verbaut werden soll. Mit Benno Cramers Fernwehmobil haben wir für uns die bestmögliche Lösung gefunden, und das zu einem mehr als fairen Preis. Bis jetzt gibt es nur wenige Kleinigkeiten, die uns stören, so etwa die zu hellen LED-Leuchten in der Kabine oder der Aluminium-Abrieb an den Türen der Staufächer und der Eingangstüre und damit verbunden immer wieder schwarze Flecken an den Händen, aber das hat Vido mit einem weißen Gewebeklebeband behoben. Es gibt also nichts, was uns dazu bringen würde, die Kabine gegen eine andere einzutauschen. Im Gegenteil: nach nunmehr 3.000 Kilometern über Schotter- und Sandpisten ist unsere Kabine immer noch staubdicht und lässt keinerlei Ermüdungserscheinungen erkennen. Auch erwähnenswert ist, dass wir durch das verbaute Solarpanel ohne Stromanschluss die Engel-Kühlbox ununterbrochen nutzen und quasi autark campen können.

Die Kabine ist ja ziemlich beschränkt in der Zuladung. Ich denke man muss sich auf das Nötige beschränken. Was für Luxus Artikel habt ihr trotzdem mitgenommen auf die ihr nicht verzichten wollt. 

Da stellt sich ja schon die Frage: Was ist Luxus? Wir haben zwei Feldbetten dabei, damit wir uns auch mal irgendwo bequem draußen hinlegen können. Unsere eBooks nehmen sowieso keinen Platz weg. Unser Dutch Oven leistet wunderbare Dienste beim Brotbacken und Kochen. Für Vido war ein kleiner Edelstahl-Espressokocher wichtig. Die BlidimaX (Sonnenblenden, die auch sehr gut isolieren und Sichtschutz bieten) wollen wir nicht mehr missen, wenn das Auto irgendwo länger steht. Und ganz ehrlich: Das Fernweh-Mobil bietet so viel Stauraum – alles, was wir mitnehmen wollten, haben wir dabei. Genau betrachtet wahrscheinlich sogar viel zu viel.

Wenn’s juckt, muss auch der Löwe kratzen

Was passiert bei euch in den nächsten Wochen?

Wir werden gemütlich an der südafrikanischen Westküste bis nach Kapstadt tingeln und an der Ostküste wieder hinauf, mit einigen Abstechern ins Landesinnere. Nach den iSimangaliso Wetlands und dem Krüger Park wollen wir vielleicht zwei Wochen an den weißen Stränden von Mozambique entspannen, schwimmen und viel Fisch und Meeresfrüchte essen – und dann sehen wir weiter!

Im Ort Hondeklipbaai branden die Wellen des Atlantiks mit unglaublicher Wucht an die Küste 

Toll, ich hoffe das ich nach meiner beruflichen Zeit, auch einmal die Gelegenheit bekomme, eine solche Langzeitreise zu unternehmen. Ich danke euch, dass ihr so offen meine Fragen beantwortet habt,und wünsche euch eine erlebnisreiche und sichere Reise. Vielleicht können wir ja mal in ein paar Monaten von euch ein Update mit euren Reiseerlebnissen bekommen.

Wer weiterführende Informationen zur Reise haben möchte, findet diese auf der Homepage von Heike und Vido: EinJahrAfrika

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