Korsika 2025: Auf einem Agritourismus auf Korsika parkt neben uns ein Toyota Hilux mit einer Tischer Kabine. Da dauert es natürlich nicht lange, bis wir mit den Besitzern ins Gespräch kommen. Nach dem Frühstück quatschen wir uns fest. Ich erzähle von meinem Blog und Buch und Wassim und Larissa erzählen von ihrer unglaublichen Reise, die bis in den Irak geführt hat. Da wir beide weiter müssen und wir aber gerne mehr von ihrer Reise erfahren möchten, verabreden wir uns zu einem weiteren Austausch. Die spannende Geschichte ihrer Reise könnt ihr nun hier nachlesen.

Hallo ihr beiden, bevor es losgeht, stellt euch bitte kurz einmal unseren Lesern vor:
Wir sind Wassim, Larissa und Igor.
Ich bin Wassim, der Fahrer, gebürtiger Libanese, seit ca. 20 Jahre in Deutschland, hab hier Fahrzeugtechnik und international Management studiert und meine Karriere im Volkswagenkonzern im Bereich Absicherung von Infotainment und automatisierter Fahrfunktionen gemacht, also keine Ahnung von Fahrzeugmechanik. Ich reise sehr gerne und bin schon auf 4 Kontinente gewesen, 45 Länder sind es insgesamt geworden, und einige folgen noch!
Ich bin Larissa, die beste Copilotin, gebürtige Regensburgerin, auch Ingenieurin, aber für erneuerbare Energien und habe ebenfalls keine Ahnung von Fahrzeugmechanik. Habe das Reisen schon in frühen Jahren für mich entdeckt und seitdem auch ca. 45 Länder besucht. Aber nicht immer dieselben wie bei Wassim und will die restlichen Länder dieser Erde noch sehen!
Bevor wir einsteigen, möchte ich noch ein dickes Lob für die wundervollen Bilder aussprechen. Eigentlich wollte ich nur einen Teil präsentieren, konnte mich aber nicht entscheiden. Also habe ich sie nach Ländern in einzelne Galerien zusammengefasst. Durch Anklicken vergrößern sie sich.
Wie seid ihr auf den Namen „adventurousigor“ für euren Blog gekommen?
Ursprünglich war Igor unser Plüschigel, der schon in unserem ersten selbst ausgebauten Camper immer mitgereist ist. Bei der ersten Reise mit unserem neuen Pickup war er auch wieder mit dabei, und auf der Suche nach einem Namen für unser neues Reisefahrzeug fanden wir den Namen Igor passend für das Fahrzeug.
Wie entstand denn die Idee, ein ganzes Jahr lang mit einem Pickup-Camper zu reisen?
Wir lieben es schon immer neuen Ländern und Kulturen zu entdecken. Den Wunsch die Seidenstraße intensiv zu bereisen hatten wir deswegen schon lange, und da wir gerne campen, bot sich diese Art von Reise perfekt an. Auf der Suche nach dem passenden Reisefahrzeug sind wir eher zufällig auf unseren Igor gestoßen und haben uns direkt in ihn verliebt!
Ihr wart ein Jahr lang auf Reisen. Wie konntet ihr das umsetzen?
Für die Reise haben wir ein paar Jahre Geld angespart. In unseren Jobs war es für uns beide zum Glück möglich, ein Sabbatical zu nehmen, und danach wieder in unseren alten Positionen zurückzukehren.
Und eure Wohnung ?
Weil dadurch der Zeitraum auf genau 1 Jahr festgelegt war, konnten wir unsere Wohnung untervermieten und danach wieder einziehen. Das hat super geklappt!
Durch welche Länder sollte die Reise führen?
Der Reiseplan sah wie folgt aus:
- Transit Route 1: Deutschland, Österreich, Ungarn, Serbien, Bulgarien (2 Tage)
- Türkei (6 Woche)
- Georgien (4,5 Wochen)
- Transit Route 2: Russland, Kasachstan, Usbekistan (2,5 Wochen)
- Tadschikistan, Kirgistan, Kasachstan (10 Wochen)
- Usbekistan (3 Wochen)
- Turkmenistan (4 Tage)
- Transit Route 3: Iran (geplant 6 Wochen, geändert auf 1 Woche), Irak (1 Tag), Kuwait (3 Tage), Ost Saudi-Arabien (5 Tage)
- Emirate (1 Woche)
- Oman (nicht geplant gewesen, 6 Wochen)
- Saudi-Arabien (5,5 Wochen)
- Jordanien (2 Wochen)
- Irak (10 Tage)
- Türkei: 9 Tage
- Transit Route 4: Bulgarien, Serbien, Ungarn, Österreich, Deutschland (3 Tage)
Habt ihr den so umgesetzt oder musstet ihr vom Plan ab und an abweichen?
Wir sind fast nicht vom Plan abgewichen. Nur aufgrund der brenzligen geopolitischen Situation im Iran sind wir auf den Oman ausgewichen.
Welche Erwartungen hattet ihr vor der Abreise?
Eigentlich keine wirklichen Erwartungen. Einfach der Wunsch nach neuen Erfahrungen, Erlebnissen, neue Kulturen kennenlernen
Türkei
















Warum seid ihr vom Vanlife zum Pickup-Camper-Life gewechselt?
Wir haben uns nicht bewusst dafür entschieden, wir waren offen auf der Suche nach einem Reisefahrzeug, das nicht zu teuer ist, allradtauglich, und trotzdem komfortabel für eine einjährige Reise ist. Ursprünglich wollten wir einen Kastenwagen (Sprinter allrad), leider hinsichtlich unserer Kriterien nicht bezahlbar, und damit sind wir auf die Alternative mit den Wohnkabinen gekommen.
Habt ihr euren Pickup-Camper vor der Reise modifiziert oder speziell ausgestattet?
Wir haben AT-Reifen und eine verstärkte Kupplung einbauen lassen, aber sonst keine Veränderungen oder richtige Ausstattung am Nissan für Offroadfahrten… was wir später bereut haben.
Ach, und eine Kamera vor dem Pickupkennzeichen, um die Bodenfreiheit unter der Kabine immer zu erkennen. Das erwies sich als brilliante Idee! Wir saßen nie auf und hatten keine Schäden an der Kabine bei Offroadfahrten.
Was für ein Fahrwerk habt ihr verbaut?
Ein Luftfahrwerk von Goldschmitt war drin.
Würdet ihr im Rückblick an der Vorbereitung etwas anders machen?
Gleich einen Toyota kaufen?! Auf jeden Fall den Pickup vorher vom Profi anschauen lassen und Offroad-tauglich machen. Zum Beispiel alle Entlüftungen hochlegen, eine Fahrwerk-Höherlegung in Erwägung ziehen, da der Nissan ziemlich tief hinten herunter hing.
Wie zufrieden seid mit der Tischer-Kabine als Reisefahrzeug für solch eine Langzeitreise?
Wir haben eine alte hochqualitative Tischer-Kabine (240er vom Jahr 2007) und fanden das Konzept, wie sie gebaut ist top. Aber wenn man mehr Offroad fahren und flexibel sein will, wäre eine kleinere Kabine auf jeden Fall praktischer. Für Regen- oder Heiße Tage ist sie super!
Ja, das ist immer der Zwiespalt, in dem man steckt. Einerseits benötigt man bei einer Langzeitreise Rückzugsmöglichkeiten und einen gewissen Komfort. Andererseits möchte man für alle Geländesituationen gewappnet sein.
Und gerade bei einer Langzeitreise sollte man daran denken, das nicht immer alles nach Plan läuft. Wenn man zum Beispiel auch mal längere Zeit krank wird und seine Ruhe benötigt. Dann ist es Gold wert in einem wohnlichen Pickup-Camper, wie zum Beispiel von Tischer zu leben. Deshalb sollte man gut überlegen was einem wichtig ist: extreme Offroadfähigkeit oder lieber doch etwas Wohnkomfort. Beim Bau meiner Kabine habe ich versucht den bestmöglichen Kompromiss zu finden. Und das Thema beschreibe ich ich mehrmals in meinem Ratgeber Die Welt der Pickup-Camper.
Wir finden, dass der Alkhoven ein sehr angenehmes Raumgefühl gibt, im Gegensatz zu den eingeengten Kastenwagen
Das 17 Jahre alte Innendesign sah farblich wie in einem ICE der Deutschen Bahn aus, wir haben es nach unserem Geschmack neu ausgestaltet, was es für uns super wohnlich gemacht hat.
Ja, ich glaube mit etwas Farbe und ein paar netten Ideen, kann man auch eine ältere Kabine wieder richtig aufhübschen. Es muss nicht immer das neuste Modell sein.

Georgien








Kannst du eure Tischer Kabine kurz beschreiben?
Da unsere Kombi bereits 17 Jahre alt war, standen ein paar sinnvolle Modernisierungsmaßnahmen an, damit es uns bis zu einer Woche autark freistehen erlaubt:
- Chemie-Toilette durch mobile Trockentrenntoilette Marke Eigenbau ersetzt
- Elektrik: Neue 302Ah LiFePo-Batterie, neue 400W-Solaranlage, neue Ladetechnik, LED Beleuchtung, diverse Steckdosen und USB Schnittstellen
- Wasser: Mobile Einfüll-filter, Trinkwasserfilter, Druckbehälter
- Dachluken erneuert, beide mit Lüfter
- Absorber- durch Kompressor-Kühlschrank ersetzt
- Safe bzw. Versteck gebaut
Welche Dokumente, Visa oder Versicherungen waren für die Reise besonders wichtig? Was benötigt man alles für solch eine Reise?
- Internationaler Führerschein
- Carnet de Passage. Unsere Empfehlung: über den tschechischen Automobil-Club.
- Kfz-Versicherungen haben wir in jedem Land einzeln abgeschlossen, außer in der Türkei, die ist in der Grünen Versicherungskarte inbegriffen.
- ADAC Premium-Mitgliedschaft ist bei Pannen weltweit sehr hilfreich
- Reisekrankenversicherung
- Russland Visum im Vorfeld zu beantragen
- Bei den meisten Länder-Visa on Arrival. Iran und Turkmenistan haben wir unterwegs beantragt und in Botschaften an der Grenze abgeholt.
- Impfungen-Länderspezifisch
- Ggf. einen zweiten Reisepass. Haben wir aber nicht benötigt.
Was man nicht braucht: Internationaler Fahrzeugschein, kein Land hat es gebraucht, und die meisten kannten es nicht.
Welche kulturellen Begegnungen waren für euch besonders eindrucksvoll?
Die Vielfältigkeit des Islams! Mit Ausnahmen in Ost-Usbekistan ist es ein ziemlich entspannter Islam in Zentralasien . Wir hatten sehr konservative Begegnungen in Saudi-Arabien. In Erinnerung bleibt der Besuch von Mekka . Und der Irak, zwischen uralten religiösen Minderheiten und lebendigen Schreinen, außerdem Usbekistans architektonische Erbe, Beduinenbegegnungen im leeren Viertel und vieles mehr.
Kasachstan















Da könnte man sicher zu jedem einzelnen Punkt eine Menge erzählen….Habt ihr Geheimtipps für Reisende in der Türkei oder in Georgien?
Ja, zum Beispiel die Türkei: Der gesamte Südosten, sowie die Stadt Mardin haben uns gefallen
Und in Georgien der Vashlovani Nationalpark
Und wer gut Essen möchte: Omis Küche in Tiflis (Koordinaten 41.6996237, 44.8181073)
Viele weitere Details und Tipps gibt es auf unseren Instagram und Polarsteps Kanälen
Video Short vom Barskoon Valley in Kirgistan
Wie sicher habt ihr euch während der Reise gefühlt?
Immer sehr sicher. Wir hatten keine schlechten Erfahrungen, eher im Gegenteil. Sowohl in Städten als auch abgeschieden auf dem Land oder in der Natur, haben wir keine schlechten Erfahrungen gemacht
Tajjikistan




























Gab es einen brenzligen oder gar gefährlichen Vorfall?
Nein, nur die Pannen waren unangenehme Situation. Dazu gleich noch mehr.
Was muss man bei den vielen Grenzübertritten beachten?
Allgemein ist die Einreise mit Drohnen in Länder, die dies nicht erlauben, riskant. Dazu zählen beispielsweise Usbekistan, der Iran, Oman und Jordanien. Aber dafür hat man seine Verstecke und Tricks …
Was man aber sicher nicht als Empfehlung verstehen sollte, es gleich zu tun. Ich hätte Sorge, da man ja nicht weiß, wie die Exekutive reagiert, wenn man doch erwischt wird.
Bei der Einreise von Kasachstan nach Usbekistan, auf dem Weg nach Tadschikistan,
hatte ich eigentlich nur eine echte Sorge: meine Drohne.
In Usbekistan sind Drohnen nämlich ungefähr so legal wie Einhörner im
Straßenverkehr – komplett verboten.
Wir waren nicht allein unterwegs: ein paar Reisefreunde aus der Variostan-Gruppe
waren dabei und ein junger Niederländer namens Leyon, mit dem wir uns später
noch richtig gut anfreunden sollten.
Zuerst ging’s klar durch den X-Ray-Scanner. Und hier hatte ich den Glücksmoment
des Tages: Die Drohne lag perfekt versteckt hinter meinen LiFePo-Batterien. Diese
Batteriemischung leuchtet im Scanner so extrem, dass man alles dahinter einfach
nicht mehr erkennt. Jackpot.
Alle Kontrollen bestanden. Puls auf 180, aber wir waren durch.
Oder zumindest dachte ich das.
Am Ende wurden die drei anderen Fahrer und ich in ein Büro geführt und der Reihe
nach in einem kleinen, abgedunkelten Raum aufgerufen. Ich war der Letzte.
Beim Rausgehen flüsterten mir die anderen jeweils zu, wie viel „Gebühr“ sie bezahlt
hatten.
Leyon grinste nur trocken und sagte:
„Das Spiel ist einfach: Wer zuerst aufgibt, verliert.“
Dann war ich dran.
Im Raum saß ein völlig übermüdeter Grenzoffizier mit ungefähr null
Englischkenntnissen. Unser gesamtes Gespräch lief über Google Translate – was
der Situation eine ganz eigene Magie verlieh.
Die Fragen prasselten auf mich ein:
Wie ich heiße?
Woher ich komme?
Warum mein Name nicht richtig deutsch klingt?
Woher meine Eltern kommen?
Was ich in Deutschland mache?
Was ich studiert habe, Wo?
Bachelor? Master?
Gleicher Studiengang oder zwei verschiedene?
Welche Tiere es im Libanon gibt?!
Ich beantwortete brav alles – bis mir klar wurde: Das hier war längst kein normales
Interview mehr. Das war ein Geduldsspiel.
Also dachte ich mir: Gut. Dann spielen wir jetzt beide.
Ab diesem Moment wurde jede Antwort von mir zu einer kleinen Geschichte. Ich
zeigte Fotos, zog Karten raus, erklärte Zusammenhänge, erzählte Anekdoten –
teilweise frei erfunden, teilweise völlig übertrieben.
Manche Antworten dauerten zehn Minuten. Mindestens.
Irgendwann diskutierten wir ernsthaft über die Tierwelt in der Pamir-Region.
Zu diesem Zeitpunkt saß ich schon über eine Stunde in diesem dunklen Büro.
Und dann… gab der Offizier auf.
Er lehnte sich zurück, schaute mich müde an, winkte ab und sagte mit sehr
gebrochenem Englisch:
„Welcome to Uzbekistan.“
Draußen wartete Larissa seit drei Stunden in der prallen Sonne – fest überzeugt,
dass ich wegen der Drohne festhing.
In Wirklichkeit hatte ich einfach nur einen Google-Translate-Marathon gewonnen.
„Dat es jo jot jonge“ wie der Kölner sagen würde. Aber ich weiß nicht ob ich die Nerven dafür hätte…
Außerdem nervte das Chaos bei der 6 Stunden langen Einreise in den Irak, die Iran Grenzabwicklung mit Scam Versuch mit den sogenannten Diesel-Karten und zum Beispiel die Polizei-Korruption in Kasachstan.
Da könnte man zu jedem Punkt einen eigenen Bericht schreiben…
Grundsätzlich gilt, wenn man alle nötigen Dokumente parat hat, hat man bessere Karten, ist aber keine Garantie.
Kirgistan











Welche Sicherheitsmaßnahmen würdet ihr anderen Reisenden empfehlen?
Wir haben uns auf diese Route sehr sicher gefühlt, es sind ja sehr sichere Länder. Optional würden wir empfehlen:
- GPS Tracker im Fahrzeug einbauen,welcher in den Ländern auch funktioniert!
- Dashcam wegen Polizei-Korruption und Fahrstil in bestimmen Länder
- Gut ausgestattetes Erste-Hilfe Kit und Reiseapotheke, da man oft an abgelegenen Orten ist
- Bergungsmaterial wie Sandbords, Seile, Schäkel, optional eine Seilwinde
Gab es Begegnungen mit Einheimischen die euch besonders berührt haben?
Verdammt viele, die Hilfsbereitschaft bei jeder einzelnen Panne, die ja vielseitig waren und natürlich die unendliche Gastfreundschaft.
Dafür sind wir soooo dankbar, die Leute waren immer freundlich und hilfsbereit
Dehalb möchten wir hier noch mal an alle Danke sagen:
- An Herrmann, ein nach Kirgistan ausgewanderter Deutscher, der uns die Reparatur bei der Pamir-Panne organisiert hat.
- Asad, Der Hobby-Mechaniker in Murghab-Tadschikistan, der mit seiner Improvisationskunst (und unserem Werkzeug) die Hinterachse repariert hat und sogar einen geplatzten Luftfederbalg flicken konnte
- Gazal, ein tadschikischer Soldat, den ich bis zur Grenze mitgenommen habe und er für mich die komplizierte und teils korruptionsbehaftete Grenzabwicklung übernommen hat
- Sergey, der Leiter des Nissan Hauptstandorts in Bishkek Kirgistan, passionierter Offroad-Fahrer, Manager mit Top-Beziehungen und Mensch mit sehr guter Seele
- Abu Ayyad, Freund von Bekannten von Wassim’s Papa in Saudi-Arabien, der uns auf eine eintägige Tour in Dammam, Khoubar und Zahran genommen hat
- An die Studentengruppe in Usbekistan.
- Gastgeberin im Guesthaus in Murghab, Tadschikistan, wo wir eine Woche lang strandeten
- Der fleißige Mechaniker in der Mercedes Truck-Werkstatt in Tiflis, der für uns eine Nachtschicht eingelegt hat und eine moderne Aufhängung für die Kabine gebaut hat
- Mohsen, unser Gastgeber und lokaler Unterstützer in Boschnur im Nordosten Irans
- Azat, unser freundlicher und top informierter Guide und Mitfahrer auf unserer 4-tägigen Turkmenistan Abenteuer
Wir dachten oft, wenn das, was uns passierte, jemanden aus diesen Ländern in Deutschland passiert wäre, wie es ihm gegangen wäre, und ob die Leute so hilfsbereit wären
Uzbekistan















Da ihr ja jetzt Toyota fahrt und ihr von der großen Hilfsbereitschaft in den Länder schwärmt, entnehme ich, dass es das ein oder andere Problem unterwegs gab. Das lässt ja auch eure Danksagesliste schon vermuten…
Sagen wir mal so, wir kennen jetzt in jedem Land mind. eine Werkstatt
Wir hatten 25 Werkstattaufenthalte in 12 Monaten! Hier mal ein kleiner Auszug:
- Radaufhängung vorne rechts erneuert
- Radlager vorne inkl. ABS-Sensoren
- Kabinenaufhängung erneuert
- Radlager hinten inkl. ABS-Sensoren
- Radlager hinten nochmal
- Radlager hinten schon wieder
- Steckachse hinten rechts ersetzt
- Luftfederbälge erneuert
- Lenkgetriebe erneuert
- ABS-Sensoren hinten nochmal
- Commonrail-System erneuert
- Motorblock komplett entrußt
- Auspuffanlage erneuert
- Chassis-Verstärkung erneuert
Und hier noch eine Kurzfassung unserer Pamir-Panne:
Auf 3.850 m Höhe am Pamir Highway, hunderte Kilometer von der nächsten Stadt entfernt, versagte am Nissan die rechte Hinterachse vollständig: Rad, Bremstrommel, Steckachse, Lager und Simmerringe kamen gemeinsam heraus – ausgelöst durch ein überhitztes, zerstörtes Radlager.
Bereits in der Türkei war ein vorderes Radlager ausgefallen und komplett erneuert worden. Wenige tausend Kilometer später folgte ein hinteres. Mit neuen Lagern fuhren wir dennoch in den abgelegenen Wakhan-Korridor. Dort trat nach einer Tricky-Stelle Öl an der Trommelbremse aus. Mehrere provisorische Abdichtungen halfen nur kurz – bis das Rad schließlich auf der Hauptstrecke auseinanderbrach.
Wir übernachteten an der Pamirhauptstrecke. Am nächsten Morgen, und nach wenigen Metern Fahrt riss die komplette rechte Hinterachse aus dem Fahrzeug. Die Hilfsbereitschaft der vorbeikommenden Fahrer war überwältigend. Gemeinsam mit Reisefreunden und dem Dorfschuldirektor organisierten wir einen Transport:
Die Wohnkabine blieb bewacht an Ort und Stelle, der Nissan wurde auf 100 km miserabler Straßen nach Murghab gebracht.
In Murghab gab es keine Werkstatt, nur einen Mechaniker. Ersatzteile waren weder dort noch in Duschanbe oder Osh aufzutreiben. Nach sechs Tagen kam die Rettung:
Kontakt zu Herrmann, einem deutsch-kirgisischen Ex-Werkstattbetreiber nahe
Bischkek. Die defekte Achse wurde über Pässe und Grenzen zu ihm gebracht, Larissa flog
nach Deutschland und besorgte Spezialteile.
Während die Achse bei Herrmann instandgesetzt wurde, fehlten nur noch Simmerringe, die ich in Osh auf dem Gebrauchtmarkt fand. Zurück in Murghab baute der lokale Mechaniker alles ein. Zusätzlich war ein Luftfederbalg gerissen – notdürftig geflickt, hielt er zumindest 1–2 bar.
Der ABS-Sensor war zerstört, wodurch Allrad und Untersetzung ausfielen. Trotzdem fuhr ich alleine zurück zur Kabine – acht Stunden Offroad ohne Allrad.
Mit Kabine ging es zurück über den Pass, durch die tadschikisch-kirgisische Grenze
und 220 km weiter bis zur Reisegruppe. Kurz darauf tauchte wieder Öl am Rad auf.
Eine Werkstatt beschädigte das Lager beim Reparaturversuch erneut – Totalausfall.
Herrmann organisierte einen 400-km-Abschleppdienst nach Bischkek. Ziel: das Nissan-Zentrum.
Der Werkstattleiter Sergey übernahm alles – Reparatur, Teilebeschaffung und
Logistik. Eine Woche später kamen Larissa und ich mit neuen Teilen zurück. Die Achsentlüftung wurde korrigiert, wahrscheinlich die ursprüngliche Ursache, Luftfederbälge ersetzt. Die originale Steckachse war tatsächlich verbogen – Sergey fand eine passende nicht von Nissan, die technisch funktionierte.
Nach Einbau deutscher Simmerringe und erfolgreicher Probefahrt – erst ohne, dann mit Kabine war die fast fünfwöchige Pamir-Odyssee beendet.
Ein Totalschaden, der dank unglaublicher Hilfsbereitschaft, Improvisation und Ausdauer doch noch zu einem Happy End wurde.
Oh man, was eine Story. Jetzt verstehe ich, das ihr einen Toyota gekauft habt. Und warum ihr Herrman noch einmal gedankt habt. Was für tolle Menschen es gibt. Ob das in Deutschland auch so abgelaufen wäre…?
Turkmenistan




Welches Werkzeug oder Ersatzteil würdet ihr auf jeden Fall mitnehmen?
Für Leute wie wir, die eher andere machen lassen, anstatt selbst zu reparieren, soll man im Vorfeld eine detaillierte Recherche zu Werkstätte, Händler und Teileverfügbarkeit in den geplanten Ländern durchführen. Darüber referieren wir in 2026 auf dem einen oder anderen Campertreffen.
Das hört sich spannend an , da bleibe ich am Ball. Das wäre was für unser FernwehCamp 2026 !
Aber zurück zur Frage:
- Werkzeug:
- Standardwerkzeug
- Viele Kabelbinder
- Dichtmittel
- Multimeter
- Auslese- und Programmierdongel (mind. für Diagnose und zum Freibrennen von DPF wichtig)
- Drehmomentschlüssel
- Ersatzteile
- Leuchtmittel
- ABS-Sensoren, falls Allrad an ABS-Verfügbarkeit hängt
- Diesel-, Öl- und Luftfilter zur Selbsthilfe
- Radmuttern
- Kabinen-Spannhacken
- Wago-Klemmen
- Ersatzwasserpumpe für die Kabine
Kuwait




Wie ist die Ersatzteil- und Werkstattlage in der unterwegs?
Leute, die einem bei Pannen weiterhelfen, gibt es, überall, selbst am abgelegensten Ort am Pamir … Von Werkstätte würde ich nicht unbedingt immer reden, da es manchmal nur den Mechaniker gab, aber nicht die Werkstatt. Die Menschen haben ein für uns unvorstellbares Improvisationstalent
Die Ersatzteilelage hängt vom Fahrzeug ab, Nissan war in diesem Sinne nicht die beste Wahl. Toyota ist die best vertretene Marke in all den Ländern, die wir besucht haben.
Und wie ist die Dieselversorgung unterwegs, insbesondere in den verschiedenen Ländern?
Die Dieselversorgung variiert zwischen den Ländern:
- Am Pamir Highway war nicht nur die Verfügbarkeit problematisch, sondern, auch wenn überhaupt verfügbar, dann mit schlechter Qualität
- Im Iran ist Diesel nur für den LKW Betrieb und nur über sogenannte Dieselkarten zu beziehen für 0,5 euro Cent, ja ½ Cent pro Liter. Wir haben den Diesel oft geschenkt bekommen oder gegen andere Ware getauscht
- Im Irak durften die meisten Tankstellen uns keinen Diesel geben, da Diesel dort auf die jeweiligen irakischen Kennzeichen rationiert wird. Die Tankwarte hatten aber ihren Tricks um uns den Tank auch mit 5-Liter-Kanister zu füllen
- Die befürchteten Dieselengpässe in Usbekistan in der Erntesaison im September bis November sind ausgeblieben
- Dieselqualität war bis nach Kasachstan auf europäischem Niveau. Das Gasprom Netz ist sehr gut ausgebaut. Auf der arabischen Halbinsel war es auch gut. Alles dazwischen war schlecht bis miserabel, was man an den Dieselfilter, aber auch im Oman am Commonrailsystem und die Menge an Ruß, die wir aus dem Motorblock entfernt, haben gemerkt hat.
Was waren für euch die schönsten Erlebnisse der Reise?
Es ist echt sehr schwierig, sehr viele Erlebnisse aus einem sehr intensiven Reisejahr so zu beurteilen, aber:
Von der wunderschönen Küste der Türkei, mit Tandemsprung, zu den beeindruckenden Berglandschaften Tadschikistan und Kirgistans, der unendlichen Wüstenlandschaften Saudi-Arabiens, das Tauchen am Roten Meer mit den noch intakten Riffen.
Die Gastfreundschaft, mit der uns begegnet wurde, die unzähligen tollen Begegnungen mit Einheimischen, die vielen Bekanntschaften mit anderen Reisenden, die wir auf diese Reise hatten und inzwischen zu Freundschaften geworden sind
Oman














Welche Orte oder Länder haben euch besonders überrascht – positiv wie negativ?
- Positiv:
- Die Vielfalt der Türkei
- Tadschikistan
- Oman
- Irak die Architektur, die Menschen, das Essen
- Saudi-Arabien die Natur,der Norden, die Menschen
- Negativ
- Massentourismus in Kappadokien
- UAE und Kuwait sind nicht unser Ding
- Die Hitze am Persischen Golf
- Im Irak der Müll und das Chaos
- Saudi-Arabien die weiten Entfernungen und manchmal die Menschen
Und was waren eure drei größten Natur- oder Landschafts-Highlights?
Wir machen mal kurzerhand ein Top4 daraus:
- Der Pamir Highway
- Die Vielfalt der Türkei
- Oman, speziell die Gegend um Salalah
- Die vielfältige Wüstenlandschaft Saudi-Arabiens
aber eigentlich gab es viel mehr Natur-Highlights
Wie sah denn euer monatliches Budget realistisch aus?
Abhängig vom Land, von 600 € in Tadschikistan zu 2.200 € in Saudi-Arabien
Jordanien





Wo habt ihr überwiegend übernachtet – wild, auf Campingplätzen, privat?
Großteil wild und frei stehend, was fast überall problemlos möglich war. Außer in der Türkei, gab es keine relevante Camping-Infrastruktur
Manche Gasthäuser erlaubten Overlander am Gelände zu stehen und die Sanitäranlagen zu nutzen oder Frühstück zu bekommen.Eine richtige Dusche ist mehr als willkommen auf Reisen.
Saudi Arabien















Wie habt ihr Internetzugang und Navigation gelöst? Welche Apps oder Tools waren für euch unverzichtbar?
Internet:
Wir haben in jedem Land SIM-Karten gekauft Wir haben dazu ein GPS-Gerät von Garmin mit der Satellitenkommunikationstechnik In-Reach mitgenommen
Im Nachgang betrachtet, hätte man für die Kosten, die angefallen sind, aber auch für mehr Internetverfügbarkeit insb. an abgelegenen Orten eine Starlink 2 oder Mini-Anlage hernehmen sollen.
Zur Navigation haben wir Osmand genutzt
Weitere Apps: iOverlander, OrganicMap, Maps.Me,
Und den Google Übersetzer; in Russland und Zentralasien Apps der Gruppe Yandex;
VPN ist auf der arabischen Halbinsel für Whatsapp Anrufe nötig, im Iran überhaupt für den Internetzugang.
Verschiedene Musik- und Hörbücher-Apps und Polarsteps und Instagram für die Reisedokumentation, diverse Bild-Bearbeitungsapps und eine Kostentracking-App
Was habt ihr völlig unnötig mitgenommen beziehungs war unnötig in der Vorbereitung?
Unserer spezieller erste Hilfe Kurs, die Ersatzteile, die man mitgeschleppt hat, denn genau diese Sachen gehen bekanntermaßen nicht kaputt. Die Mobile Solaranlage. Unser übertriebenes Foto- und Filmequipment, welches wir nicht intensiv genutzt haben.
Und unsere Yogamatten! Aber der Wille war da!
Irak









Welche Tipps könnt ihr den Lesern noch mitgeben geben?
Sich nicht genug mit ihrem Auto im Vorfeld zu beschäftigen. Da sollte man sich besser vorbereiten.
Nicht nach allen möglichen Gründen suchen, um noch nicht auf solche Reise aufzubrechen, und nicht jedes Detail perfektionieren müssen: Wir haben Reisende sowohl mit top ausgestattetem Camper bis als auch fast auseinander brechenden 30 Jahre alte Audi A4 getroffen, und alle haben es am Ende geschafft
Und nicht zu viel an den Vorurteile gegenüber andere Menschen und Kulturen festhalten!
Sehr schön gesagt. Ein tolle Aussage! Danke!
Welche Orte würdet ihr sofort wieder besuchen?
Den Oman, die Türkei, Kirgistan, Pamir und wenn die Sicherheitslage es erlaubt den Iran.
Wie fühlt es sich an, nach einem Jahr wieder zu Hause zu sein? Was war besonders daran?
Der Wechsel von ständig neuen Eindrücken ohne immer genug Zeit zum Verarbeiten zu haben. Das Top-Wetter gegenüber dem monotonen deutschen Wetter. Und der Arbeitsalltag – das war klar – war eine große Herausforderung.
Dabei half uns der soziale Kontakt mit unseren Familys, Freunden und Kollegen enorm, welches wir auf der Reise sehr vermisst haben
Der Drang zu reisen bleibt. Neues zu erkunden und über andere Kulturen zu lernen lässt uns nicht ruhen. Die Recherchen für zukünftige Reisen oder zum Traum von einer eigenen Adventure-Reiseagentur halten uns in Reiselaune.
Was war das Erste, was ihr zu Hause gemacht habt?
Wir haben Camembert und deutsches Brot gekauft, sogar schon in Bulgarien.
Natürlich unsere Liebsten wieder getroffen, die Wohnung übernommen.
Erst einmal ausgiebig geduscht! Das ist wahrer Luxus nach so einer Reise.
Den Pickup ersetzt!
Plant ihr bereits eure nächste große Reise?
Es wird sicherlich nicht unsere letzte große Reise sein, wir träumen von der nächsten Reise, aber ohne einen konkreten zeitlichen Plan… bis dahin sind wir auf kleineren Reisen hier in Europa, wie im Sommer wo wir uns auf Korsika kennengelernt haben oder jetzt wo wir uns auf Sizilien befinden.
Danke, das ihr euch die Zeit genommen habt, uns ein Stück auf eure große Reise mitzunehmen. Ich freue mich schon auf die Erfahrungen auf Sizilien. Das wäre ein Punkt den ich mal zeitnah nachfahren könnte. Der Pamir Highway muss noch warten…
Zum Instagram Account von Larissa und Wassim: @adventurousigor
Und hier geht es zum Polarstepp- Account: Polarsteps.com/WassimandLarissa/