QW Savage ist eine Marke für hochwertige, handgefertigte Wohnkabinen für Offroad‑Pickups, entwickelt von
QW Caravan‑Service in Kaltenkirchen, Schleswig‑Holstein. Das Projekt entstand aus der Leidenschaft von Jurij Werbenski der ab 2010 seine Vorstellungen einer robusten Fernreisekabine systematisch umsetzte – 2019 wurde das Konzept schließlich abgeschlossen und die erste Kabine gefertigt. Das kannst du hier im Bericht auf wohnkabinen.online nachlesen. Jetzt habe ich Jurij auf der Offroad Messe in Bad Kissingen getroffen und wir haben uns zum Interview verabredet.
Hier folgt das Interview 2.0 über die Weiterentwicklungen der QW Savage.
Roger: Hallo Jurij, wir sehen uns regelmäßig auf den wichtigen Messen der Szene und
verabreden uns immer wieder für ein Update auf den letzten Bericht. Jetzt haben wir es
endlich geschafft. Ich habe mal nachgeschaut, der letzte
Beitrag über deine Kabine ist aus 2021!
Seitdem ist viel passiert. Ich habe eine eigene Kabine gebaut und das Buch: „Die Welt der Pickup-Camper“ geschrieben.
Was gibt es bei dir für Neuerungen seit dem letzten Bericht?
Jurij: Hallo Roger, es hat sich einiges getan. Wir haben viel experimentiert und ausprobiert, daraus sind drei neue Grundrisse für Extracab-Fahrgestell entstanden, auf den wir momentan unser Hauptfokus legen. Natürlich bieten wir weiterhin Kabinen für Doppel- und Single Cab an.

Roger: Du bist also dem Konzept treu geblieben, fest verbaute Kabinen zu bauen. Und keine
Absetzkabinen. Vielleicht erklären wir den Lesern gerade noch mal, wo die Vorteile
liegen.
Jurij: Beide Kabinentypen haben ihre Daseinsberechtigung und Vorteile, ich muss aber immer wieder feststellen, dass viele Kunden Schwierigkeiten haben, das richtige Konzept für sich zu finden. Aber da hast du mit deinem Buch »Die Welt der Pickup-Camper“die richtige Ader der Aufklärung getroffen.
Roger: Ja, das war mit der Anlass, das Buch zu schreiben. Dass man sich erst einmal einen Überblick verschafft, was möglich ist und dann sein Reiseprofil überlegt. Und danach die Kabine auswählt.
Jurij: Unser Angebot richtet sich an Kunden, die mit dem Pickup-Wohnmobil den Traum einer Weltreise oder einer Reise abseits der befestigten Straßen ermöglichen wollen, ohne auf Komfort (oft aus Altersgründen) verzichten zu müssen. Wir bieten unseren Kunden nicht nur eine Wohnkabine, sondern ein Gesamtpaket, wo die Kabine und Pickup optimal aufeinander abgestimmt sind, und das Fahrverhalten an vielen Stellen besser als bei leeren Serienpickups ist. In der Regel verlässt der Pickup unser Gelände als Wohnmobil um typisiert, was eine Reihe an Vorteilen bietet, die der Absetzkabinen verwehrt bleiben.


Roger: Und natürlich das wesentlich größere Platzangebot zu vergessen. Durch die fehlende Pritsche bekommt man ja eine wesentlich größere Grundfläche. Das merkt man deutlich!



Roger: Du bietest deine Kabinen auch inklusive Fahrzeug an.
Welche Fahrzeuge sind möglich?
Jurij: Wir bieten als Pickup-Fahrgestell alle Marken an, die in Deutschland zu bekommen sind. Auf Anfrage können wir auch F150 anbieten, denn das ist ja auch eine gute Basis für ein Pickup-Wohnmobil. Der F150 ist durch den Alu-Leichtbau nur 200 Kg schwerer als der Hilux 2.8.
Roger: Kann der Kunde auch sein Auto mitbringen? Auch ein älteres Modell?
Jurij: Grundsätzlich bauen wir auf jeden Pickup auf, auch wenn das Fahrgestell schon vorhanden ist oder selbstständig angeschafft wird. Ein älteres Modell ist grundsätzlich kein Problem, solange der Leiterrahmen noch stabil ist und Fahrwerkskomponente lieferbar sind. Letztendliuch bekommt der Kunde bei uns alles aus einer Hand: Außer das Verpressen von den Sandwichplatten und das Biegen von Aluminium machen wir alles selbst.



Roger: Wenn du deine Kabine mit Fahrzeug komplett anbietest, wie läuft das dann mit der Garantie und Gewährleistung ab, falls es mit dem Auto mal Probleme gibt?
Jurij: Die Fahrzeug-Herstellergarantie bleibt im vollen Umfang erhalten. Wir als Aufbauhersteller übernehmen die Gewährleistung für die Aufnahmepunkte der Wohnkabine und Änderungen am Fahrwerk oder anderen Komponenten, die wir verbauen.
Roger: Auf der letzten Messe in Bad Kissingen ist mir aufgefallen, dass deine Kabine eine besondere Gemütlichkeit ausstrahlt. Ich glaube, das liegt unter anderem auch an den Holz-Dekoren. Sind die Dekore vorgegeben oder kann der Kunde frei wählen?
Jurij: Wir haben einen Standardholzdekor, der in der Grundausstattung dabei ist, optional kann der Kunde aus der Palette von zwei Schichtstoffherstellern sein Wunschdekor aussuchen.
Roger: Da wird ja dann für jeden Wunsch etwas dabei sein …
Roger: Besonders ist mir der Sitzkomfort in Erinnerung geblieben. Der war richtig klasse und ist für mich bei einer Kabinenbewertung immer ein sehr wichtiger Punkt. Schließlich kann es bei schlechtem Wetter auch mal passieren, dass man einen ganzen Tag in der Kabine verweilen muss. Wenn ich dann schlechte Sitzpolster mit schlechter Ergonomie habe, kann so ein Tag zur Qual werden.
Roger: Du hattest mir erzählt, dass die Polster in eigener Produktion gefertigt werden.
Ist das noch weiterhin so?
Jurij: Die Polsterarbeiten führt für uns die Firma „Womopolsterei“ aus. Eigen ist die ergonomische Polsterform in der „Comfort“ Ausstattung, die sehr viel zum Sitzkomfort beiträgt. Fürs Auge wird der Bezug zweifarbig designt, mit sichtbaren Nähten.



Der dritte Grundriss hat innen die Maße von der Doppelkabiner aber hat hinter der doppelten Bugwand 30 cm Stauraum, über dem der Alkoven in den Innenraum rein ragt und ein festes Längsbett ermöglicht.

Roger: Hat sich im Konzept der Energieversorgung was verändert?
Wie wird geheizt und wie kochst du in der QW Savage? Wie wird heißes Wasser erzeugt?
Jurij: Wir haben mehrere Energieoptionen zu Auswahl wie zum Beispiel Gas oder Dieselheizung, kombiniert mit Wasserboiler oder einzeln, Gas oder Induktionskochen. Je nach Energiebedarf und Verhalten, erstellen wir dann für den Kunden das richtige Energiekonzept für Warmwasser, Strom und Wärme.
Roger: Das hört sich gut an. Du erstellst das Energiekonzept individuell für jeden Kunden und verkaufst nichts von der Stange. Man kann nicht pauschal sagen, Gas oder Induktion ist schlecht. Es kommt immer auf das Reiseprofil und gewünschten Komponenten an.
Roger: Bei den großen Alkoven Kabinen haben die Hersteller immer das Problem mit dem maximalen zulässigen Gesamtgewicht. Gesetztes Ziel ist es – wie bei den meisten Herstellern – unter 3,5 Tonnen zu bleiben. Die Gründe dafür sind vielfältig und habe ich in meinem Buch die „Welt der Pickup-Camper“ ausführlich beschrieben.
Wie erreicht ihr das Ziel?
Jurij: Das Gewicht ist tatsächlich ein Thema, das in aller Munde ist, wird aber in meinen Augen nicht richtig diskutiert. Es geht nicht nur um das, was die Waage anzeigt, sondern wo steckt das Gewicht genau und was ist beim Fahrzeug beinhaltet.
Ein Beispiel: Unsere erste Kabine mit dem Nissan Navara wog genau so viel wie die Aktuelle auf dem Hilux, beide Pickups haben annähernd gleiches Gewicht. Man wird sagen, das Ergebnis ist gleich, ist er aber nicht! Die aktuelle Kabine ist um 200 Kg leichter und der Hilux durch zahlreiche Aufrüstung wie Seilwinde, Fahrwerk und große Räder um 200 Kg schwerer geworden als Originalzustand.

Den Unterschied bekommt man schnell bei der Probefahrt zu spüren. Das Mehrgewicht im Fahrgestell lässt sich kaum vermeiden, denn mit Originalfahrwerk und Wohnkabine kann kaum noch sicher fahren.
Roger: Ja das kann ich bestätigen. Mit Serienfahzeug geht es , aber richtig sicher und Spaß macht es mit einem ausgewogenen Offroadfahrwerk.
Jurij: Bei den Fahrwerken empfehle ich immer die BP51 oder 4×4 Proyect PRERUNNER Serie. Die Letzten sind äußerst robust und was wichtig ist: sie sind reparabel. Man kann auch die Performance des Dämpfers durch die Innenkomponenten komplett ändern. Im Grunde du kaufst den Dämpfer nur einmal. Noch ein Vorteil des Dämpfers ist ein Metallgelenk an den Aufnahmen und nicht PU oder Gummibuchsen, die im Gelände schnell ausschlagen.
Im Moment teste ich die Prerunner Dämpfer und versuche das Optimum für meine Kabinen in der Einstellung zu finden. Zukünftig werden wir ein Gesamtpaket für alle spezifischen Halterungen und Adaptern zusammenstellen und anbieten
Bei kleineren Budgets bauen wir auch aber auch preiswertere Modelle ein.
Beide Fahrwerke (BP51 und PRERUNNER) haben eine ca. 5 cm Höherlegung. Durch Einbau von 33“ Rädern und 30 mm mehr Einpresstiefe steht der Pickup 8-9 cm Höher als die Serie, das ist für die Offroadfahrten ein großer Vorteil.
Wie schon gesagt bieten unseren Kunden auch eine Probefahrt mit unserer Savage 230 Kabine auf Hilux mit PRERUNNER Dämpfern an. So kann jeder ein Gefühl dafür bekommen wie sich die Kabine auf dem „Buckel“ anfühlt und wie sich das Fahrwerk auf der Piste schlägt.
Roger: Das ist natürlich ein tolles Angebot. Ich denke wenn man einmal mit den Hochleistungsfahrwerken über eine Buckelpiste gefahren ist, versteht man den Vorteil und will nichts anderes mehr fahren. Ich finde es klasse, dass du dich nicht nur auf den Verkauf von Kabinen begrenzt, sondern der Kunde das abgestimmte „Rundumsorglospaket“ bekommt, wenn er möchte.


Jurij: Auf die Seilwinde kann ich auch nicht verzichten, da ich gerne Offroad unterwegs bin. Dann haben wir überlegt, wo das Gewicht einzusparen wäre, und man muss nicht lange überlegen, um zu sagen: oben. Im ersten Schritt haben wir das Gewicht der Wohnkabine in der oberen Hälfte stark reduziert, indem die GFK-Deckschichten durch leichtere und innovative Gewerbeschichten ersetzt wurden, ohne Kompromisse an Stabilität einzugehen. Denn die obere Hälfte der Kabine stellt 2/3 der GFK-Fläche dar.

Roger: Auf der Abenteuer Allrad hast du mir von einem Schaumkern in den Möbeln erzählt?
Was hat es damit auf sich?
Jurij: Der nächste Schritt ist, das Gewicht beim Möbelbau zu reduzieren, denn Möbeln stellen nach GFK-Sandwichplatten die zweitgrößte Fläche im Kabinenbau dar. Unsere Lösung ist, die größere Möbelteile in Sandwichbauweise mit XPS-Kern und Sperrholzverstärkungen in der Mitte- und HPL-Schichten außen herzustellen. Diese Bauweise ist sehr aufwendig, da jedes Bauteil einzeln verpresst werden muss, spart aber je nach Flächengröße bis zu 70 % des Gewichts einer massiven Sperrholzplatte. Kleinere Bauteile werden aus Leichtholz-Tischlerplatten gefertigt. Bei der Konstruktion der Möbelbau verzichten wir weitgehend auf Winkel und Schraubverbindungen. Die Korpusteile werden verleimt und die Verbindung zu der Wand- und Dachfläche mit zäh elastischem Klebstoff verklebt. Dies ermöglicht dauerhaft starke und vibrationsresistente Verbindung, die für den Offroad-Einsatz sehr wichtig ist.

Bilder Zum Vergrößern anklicken:











Jurij: Wenn wir vom Trockengewicht sprechen, wiegt unsere Savage 230 mit Serienausstattung auf einem Hilux 2.8 Extracab im Originalzustand 2628 Kg. Mein Hilux mit fast allem Möglichen an Zubehör wiegt, 2815 Kg trocken. Ich nenne bewusst das Trockengewicht, den unser Wassertank misst 100 Liter, andere haben nur 60 Liter Frischwasser am Bord, somit wäre ein direkter Vergleich nicht fair und jeder kann sein individuelles Reisegewicht ausrechnen.
Roger: Ja, das stimmt. Normalerweise wird das Gewicht für ein Wohnmobil mit 90 % gefüllten Wasser und Dieseltank plus einem 75 kg schweren Fahrer gerechnet. Aber man muss beim Vergleich immer auf alle Daten schauen. Sonst vergleicht man Äpfel mit Birnen. Ein 100 Litertank sorgt für eine andere Autarkie wie ein 40-Liter-Tank. Deshalb rate ich meinen Lesern immer unbedingt beim Kauf genau nachzuschauen, was bei der Gewichtsangabe der Wohnkabine inkludiert ist! Und das schriftlich fixieren lassen! Da werden Dinge wie Matratze, Polster, Batterien oder Kühlbox bei der Gesamtgewichtsangabe gerne vergessen. Das Problem hat hinterher der Kunde, wenn er kontrolliert wird. Und Hersteller wie du, zeigen, dass es möglich ist, eine Wohnkabine zu konstruieren und dann noch ein Ladegewicht von über 500 kg zu haben.
Roger: In Bad Kissingen habe ich deine genialen Halterungen am Heck gesehen, die sowohl für Airlineschienen-Befestigungen als auch Schlossschrauben funktioniert.
Kannst du darüber etwas berichten?
Jurij: Die Multiboards werden passend für unsere Kabinen von der Firma SPP-Overland hergestellt.

Jurij: Es handelt sich um ein patentiertes Befestigungssystem, das sowohl AIRLINE Verankerung als auch Schlossschraube aufnehmen kann, alternativ kann das Gepäck auch mit Gurten durch in der Fläche verteilte Schlitze befestigt werden. Auch fertige Montageanker für einen Spaten, Axt oder Kanister sind erhältlich.
Roger: Ich nehme an, beziehungsweise weis ich es ja: Du testest deine Kabinen auch selbst auf Herz und Nieren.
Wo ging die letzte Reise hin? Oder hast du vor lauter Arbeit gar keine Zeit mehr zu reisen?

Jurij: Die neue Kabine auf dem Hilux hat bereits eine Reise nach Sardinien hinter sich und im Oktober ist eine größere Tour nach Griechenland über die Balkanländer geplant. In naher Zukunft träume ich von einer 4-monatigen Reise über Pamir Highway, Kasachstan und Mongolei bis zum Baikalsee. Vielleicht sogar bis zu der Halbinsel Kamtschatka, wenn es die Zeit erlaubt.








Roger: Jurij ich danke dir für das Informative Gespräch. Und ich hoffe wir sehen uns am 24. bis 26. Oktober 2025 auf unserem FernwehCamp im Stöffelpark im Westerwald. Oder im nächsten Jahr auf einer der großen Offroadmessen.
Sogar der große YouTube Kanal GERMAN TELEVISION ist auf die Kabine von Jurij aufmerksam geworden. Hier eine 23 Minütige Roomtour über die QW Savage. (Weiterleitung zu YouTube)
