Wir hatten es bei der letzten Reise versprochen – wir kommen wieder. Dass es jetzt so schnell sein würde, wussten wir damals noch nicht. 365 Tage später sind wir wieder auf dieser wunderschönen Insel.
Dieses Jahr lag der Fokus auf Ruhe und Entspannung. Kein großes Abenteuer, Sightseeing oder Wanderungen. Und spektakuläres Offroad fahren. Einfach nur entspannen und die Insel genießen. Von Lieblingsspot zu Lieblingsspot tingeln.
Doch vorher ging es wieder nach Livorno, um von dort mit der Fähre von Mobyline nach Bastia überzusetzen. Um 8.30 am morgen legt sie ab und 5 – 6 Stunden später sind wir auf unserer Lieblingsinsel.
Das heißt, wir streiten noch: Sardinien oder Korsika? Wir sind uns noch nicht ganz einig. Welche ist schöner? Jede der beiden Inseln hat ihre Vorzüge und Besonderheiten.
Die Anreise








Man reist nicht, um anzukommen, sondern um unterwegs zu sein.
Auf der Insel

Jetzt heißt es aufpassen, wenn man am Hafen ausfährt oder später wieder einfährt! Für Korsika Neulinge verwirrend. Und jedes Jahr passiert es. Plötzlich werden Wohnmobile zu Cabrios. Die Tunnel, die aus Bastia herausführen, sind nur 2.60 hoch. Ein Camper wie unserer, hat eine Höhe von 2,95 cm. Das passt auch nicht mit Schwung. Man muss die Straße nehmen, die rechts um die Tunnel entlang führt.



Wir wollen nach der Anfahrt erst mal ein paar Tage relaxen und ankommen. Deshalb heißt es einmal über den Pass Richtung Saint Florent, beziehungsweise zu dem in 30 Minuten entfernten Campingplatz, Acqua Dolce.

Freistehen und Wildcampen
Korsika ist eine sehr kleine Insel, die jedes Jahr von 3 Millionen Touristen besucht (überrannt) wird. Insbesondere in den Sommermonaten wird es schon mal eng. Die Vanlifer und andere Individualtouristen (wir natürlich mit eingeschlossen) haben sie als »Ihre« Insel entdeckt. Das Ganze ist in den letzten Jahren regelrecht explodiert und etwas aus dem Ruder gelaufen. Nicht nur in Spanien, Sardinien, sondern auch hier. Vor Jahren noch, mussten wir im September einen offenen Campingplatz suchen, mittlerweile gehört der Spätsommer zur Hauptsaison. Unfassbar, was sich an Massen von Campingbussen täglich vor den Fähren bei An- und Abreise versammelt. Davon haben viele den Anspruch das zu tun, wie sie es gerne hätten: Am liebsten irgendwo, frei und ohne Nachbarn in der Natur zu stehen. Wenn möglich direkt am Wasser. Vor Jahren noch möglich und kein Problem, heute aufgrund der Massen schwer praktikabel und von den Einheimischen nicht gewollt. Die Erschließung von Naturschutzgebieten auf den Inseln erschweren die Suche um so mehr.
Der Tourist zerstört, was er sucht, in dem er es findet.
Hans-Magnus-Enzensberger

Mittlerweile wehren sich die Korsen gegen die Freisteher-Mentalität. Man hört die wildesten Geschichten. Ob sie alle stimmen, lässt sich schwer prüfen. Das Freistehen / Wildcampen ist offiziell untersagt und sollte man respektieren. Nicht nur aufgrund der verheerenden Waldbrände, die jedes Jahr auf Insel riesige Schäden anrichten. Davon zeugen die Ketten, Durchfahrbeschränkungen, Schranken und Verbotsschilder, dass man gegen die Massen an Camper mobil macht. Deshalb nutzen wir auf der Insel immer offizielle Stell- und Campingplätze und Bauernhöfe. Wenn man sucht, findet man richtig urige darunter. Diese haben oft mit dem allgemeinen, gewohnten Verständnis von Campingplätzen wenig gemein. Parzellierung, Hecken, kurz gepflegter Rasen und Animation sucht man oft vergebens. Und das ist gut und bleibt hoffentlich noch lange so. Der Ursprungsgedanke des Campens bleibt oft noch erhalten.
Der Unterschied zum Freistehen ist dann gar nicht mehr groß und hat einen wichtigen Unterschied: Man lässt die Bewohner der Insel mit seinen Gebühren am Besuch partizipieren. Die Gratismentalität, die mittlerweile unter manchen Campern vorherrscht, bringt den im Großteil nicht so vermögenden Korsen keinen Gewinn. Wenn man es darauf anlegen würde, könnte man dort Urlaub mit einem Camper machen, ohne auch nur einen Euro auf der Insel zu lassen. (Ich habe schon mal ein Paar kennengelernt die das fertig gebracht haben!) Und so bekomme ich etwas Blutdruck, wenn ich bei YT-Beiträgen als Überschrift lese: »So sparst du tausende Euros durch Wildcampen«. Man fährt einen Camper für tausende, manchmal auch hunderttausende Euros und ist dann nicht bereit für eine erbrachte Leistung etwas zu zahlen. Wundern braucht man sich dann über die vielen Verbotsschilder nicht mehr.
Deshalb unsere Devise und Meinung: Wenn ich diese wunderschöne Insel nutzen darf, muss ich auch dafür bezahlen. So, dass die Bevölkerung etwas davon hat. Essen gehen, offizielle Plätze nutzen, Lebensmittel vor Ort, am besten direkt beim Erzeuger kaufen. Dann sind wir alle willkommen und es gibt es auch weniger Widerstand gegen die Massen an Campern.
Saint Florent





Der Campingplatz Acqua Dolce schließt schon am 25. September und so müssen wir weiterziehen.
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Desert Agriates
Unweit von Saint Florent findet man einen tollen Strand. Wenn man mit einem geländegängigen Fahrzeug auf Korsika unterwegs ist, sollte man einen Ausflug durch die Desert Agriates und zum angrenzenden Strand »Plage Saleccia« unternehmen. Es gibt nur diese eine 12 km lange Rumpelpiste dorthin oder man besucht ihn mit dem Boot. Am Ende der Piste findet man den urigen Campingplatz »U Paradisu«.
INFO: Mittlerweile steht am Eingang der Piste ein junger Mann und kassiert 10.-€ für das Befahren der Piste. Das war uns neu und bislang nicht so. Ob er dazu überhaupt berechtigt ist und wer ihn bestellt hat, habe ich nicht hinterfragt und gezahlt. Er schickt nicht geländegängige Fahrzeuge anscheinend wieder weg und lässt sie nicht durchfahren. Ich denke, das Prozedere hat seine Gründe und soll den Ansturm zum Strand reglementieren und nervige Bergeaktionen von nicht geeigneten Fahrzeugen unterbinden. Wobei auch mal das Gerücht umherging, dass man die Piste teeren will. Das wäre das Ende dieses traumhaften Ausflugsziels für Offroader auf Korsika. Die Piste hat keinen besonderen Anspruch und ist mit einem Geländewagen oder Pickup einfach zu meistern.




Hawaiikulisse mit Nordseewetter
Auch wenn es auf den Bildern freundlich ausschaut – das Wetter in diesem Jahr erinnerte dieses Jahr eher an Neuharlingersiel und nicht an Mittelmeerklima.
Alle Wetterapps auf meinem Handy haben versagt – inklusive Meteo-France. Wurde in der App Sonne angezeigt, regnete es. Und umgekehrt. Nur wenig stimmte davon. Selbst die stundenweise Vorausschau. Unbeständiges Inselwetter ist anscheinend nicht vorhersehbar.






Ill’e Rousse

Wunderschöne Küstenwanderung vom Camping Bodri zum Ort I’lle Rousse. Hier haben wir uns vor Jahren schon einmal verlaufen und mussten (illegalerweise) auf den Schienen laufen. Oberhalb der Schienen führt ein weiterer Weg vom Camping Bodri nach I’lle Rousse.
Der Camping Bodri gefiel uns vor Jahren ganz gut. Nun sind Hecken und Bäume sehr hoch gewachsen und versperren die Sicht auf das Meer. Bei gleißender Sonne macht die natürliche Beschattung der Bäume und Hecken Sinn. Aber wenn das Wetter trübe ist und die Sonne rar, wirkt alles kühl und traurig. Und so reisen wir nach einer Nacht weiter. Obwohl es am Campingplatz selbst nichts zu kritisieren gibt.





Camping Farm Peridundellu
Einer der schönsten Plätze, die ich auf Korsika kenne. Einfachste Ausstattung, aber beste Lage. Der nette ältere Herr bringt einem morgens sogar frische Brötchen und Baguette ans Auto. Ich rätsel bis heute, wie er das gemacht hat. Wie konnte er sich merken, wer welche Brötchen bestellt hat und welche Personen dann zu welchem Fahrzeug gehören?






Unterhalb des Camps gibt es eine herrliche Badestelle mit Gumpen. Eine schöne kleine Wanderung von unter einer Stunde.



Plage und Camping Rondinara
Das Wetter lässt uns in den Bergen im Stich. Die geplanten Wanderungen auf dem »Plateau du Coscione« müssen wir erneut aufs nächste Mal verschieben. Also schnell wieder an Küste, wo die Sonne scheinen soll. Wir verbringen ein paar Tage an einem weiteren Lieblingsplatz. Fußläufig erreicht man einen der schönsten Strände von Korsika. Den »Plage Rondinara«.
Für uns völlig unverständlich schließt auch dieser Campingplatz, obwohl er noch schätzungsweise zu 70 % belegt ist.








Camping Amurucciu
Es ist Zeit, wieder Richtung Norden aufzubrechen. In wenigen Tagen geht die Fähre ab Bastia nach Livorno. Aber zuvor besuchen wir einen weiteren Lieblingsspot. Einen Campingplatz mit grottenschlechter Infrastruktur. Nutzen wir eh nicht. Wir haben ja alles dabei! Dafür bekommt man einen genialen „erste Reihe-Platz“, den man auch als Wildcamper nicht besser finden könnte. Und hier steht man legal!




Abschied von Korsika
Die letzte Übernachtung auf Korsika findet am San Damiano statt. Ein voll touristisch erschlossener Campingplatz, an dem man sich an einem Bildschirm anmelden muss. Wie bei Mc Donalds! So zieht auf hier die Digitalisierung ein und ein Stück Menschlichkeit verloren. Da sind mir die netten Gespräche mit Händen und Füßen und »Englischdeutschfranzösischkauderwelsch« mit den Betreibern der anderen Campingplätze tausendmal lieber.
Für Familienurlaub sicher ein guter Platz. Wir nutzen ihn aufgrund seiner Nähe zum Hafen. In 20 Minuten ist man an der Fähre. Es gibt einen Bereich für die „Durchgangscamper“ der für eine Nacht in Ordnung ist. Besonders hervorzuheben ist hier der toll sortierte Supermarkt, der auch eine frische Salattheke führt. Mit Vorbuchen und längerem Aufenthalt kann man am San Damiano auch in der ersten Reihe am Meer stehen.





Tipp für Genua-Anreisende und Livorno-Abreisende
In einer Stunde Fahrzeit (50 km) von Genua entfernt, gibt es ein riesiges Outletcenter. Hier sind wir mitten in der Nacht aufgeschlagen und morgens entspannt frühstücken und shoppen gegangen.
Das Gute: Der Parkplatz ist bewacht und kostenlos nutzbar. Der Womo-Stellplatz ist nicht explizit ausgewiesen, aber hier standen bereits einige Camper. Gegenüber der Tesla Ladestation. (Google Maps)
So haben wir am morgen in dem Centro erst einmal geshoppt und sind Mittags weiter an den Lago Maggiore. Wie jedes Jahr, wenn wir von Sardinien oder Korsika kommen. Von Cannobio sind es dann nur noch eine Tagesfahrt von 700 km bis in die Heimat.
Will man frühmorgens vom Hafen in Genua ablegen, gilt der Tipp natürlich auch andersherum. Nachmittags gemütlich ohne Streß im Outlet eintreffen, essen und shoppen. Um dann früh morgens in Richtung Hafen aufzubrechen. Denn Genua selbst bietet wenige gute Übernachtungsmöglichkeiten.

Endstation Lago Maggiore
Das obligatorische Abendessen in Cannobio am Lago Maggiore. Wie immer am Camping Riviera von dem ich schon so oft berichtet habe. Von hier aus sind es nur wenige Gehminuten bis zur Promenade dieser herrlichen Stadt.


Ein echter Geheimtipp:
Ristorante Pizzeria Da Nuccia Via Francesco Magistris, 43, 28822 Cannobio VB, Italien
Direkt an der Promenade gelegen super nett leckere Speisen. Insbesondere die Spaghetti Meeresfrüchte. Dafür alleine lohnt sich der Weg.

Ein letzter Blick auf den Lago.Im Hintergrund ist schon die Schweiz zu sehen. Dann heißt es Abschied nehmen und die letzten 700 km abspulen.
Tipps zur Campingplatzsuche
Und hier noch unsere Tipps zur Campingplatzsuche: Wenn in den Google Rezensionen zur Qualität des Platzes folgendes reklamiert wird:
1.) Sehr schlechter Anfahrt weg.
2.) Keine Stromversorgung
3.) keine Parzelierung
4.) Schlechte Sanitäranlagen
5.) Keine Animation
Dann ist das unser Campingplatz!
Die ganze Reise gibt es auch wieder in bewegten Bilder zu sehen.